Projects & Collaborations 10 foundShow per page10 10 20 50 Homosexuality and Nation(alism) in Contemporary Russian Literature Research Project | 3 Project MembersIn den letzten Jahren, insbesondere seit der Einführung des Gesetzes gegen die 'Propaganda nichttraditioneller sexueller Beziehungen' im Juni 2013, ist das Thema Homosexualität in der russischen Öffentlichkeit immer stärker in den Blickpunkt gerückt. Die Bezugnahme auf gleichgeschlechtliche Liebe dient dabei vielfach der Konstruktion einer russischen nationalen Identität: Homosexualität wird auf den Westen, insbesondere auf das sogenannte 'Gejropa', projiziert, während Russland in Abgrenzung dazu als homogen heterosexuell gedacht wird. Das Dissertationsprojekt untersucht die Repräsentation dieses diskursiven Musters in der zeitgenössischen russischen Literatur: Inwiefern übernimmt gleichgeschlechtliche Liebe hier die Funktion des 'Anderen', dessen Ausgrenzung der Konstruktion einer postsowjetischen russischen Identität dient, und mittels welcher poetischen und narrativen Strategien wird ein solcher Zusammenhang geschaffen? Inwiefern und mittels welcher literarischen Techniken wird das Exklusionsnarrativ in den Texten untergraben und Homosexualität in die 'imagined community' der russischen Nation integriert? Und wie verändert sich die Koppelung von Homosexualität und nationaler Identität in der Literatur der Putin-Ära, wenn gleichgeschlechtliche Liebe im extra-literarischen Diskurs immer stärker als Symptom westlicher Dekadenz konzeptualisiert wird? Im Zentrum der Analyse stehen sechs AutorInnen, die sich in ihren Werken seit den 1980er Jahren immer wieder mit dem Thema der Homosexualität auseinandergesetzt haben: Vladimir Sorokin, Jaroslav Mogutin und Aleksandr Il'janen sowie Evgenija Debrjanskaja, Marusja Klimova und Ljudmila Ulitskaja. Zum Vergleich werden stellenweise weitere zeitgenössische Autoren wie Evgenij Charitonov, Ėduard Limonov, Viktor Erofeev, Vasilij Aksënov, Igor' Jarkevič, Gennadij Trifonov und Vladimir Makanin herangezogen. Modelle narrativer Poetik zwischen Raum, Bewegung und Identität in der russischen Literatur (Čechov, Trifonov, Petruevskaja) Research Project | 2 Project MembersIn der Auseinandersetzung mit drei Autoren - Anton Cechov, Jurij Trifonov und Ljudmila Petruševskaja - geht das Projekt von der Frage nach Poetiken des Raums und der Bewegung in der russischen Prosa aus. Untersucht werden narrative Symbolisierungen und Repräsentationen kultureller Räume, Bewegungsformen und Raumerleben, die Raumerfahrung und -wahrnehmung im Hinblick auf fiktionale Identitätskonstitutionen, aber auch auf theoretische Überlegungen zur 'Bewegung' in der Literatur. Den Ausgangspunkt bilden narrative Bezüge zwischen Selbst, Raum und Bewegung, so etwa Bilder gefährlicher und bedrohlicher Lebensräume, Formen der Intimität (Erzeugung, Wahrung, Verlust) sowie Such-Bewegungen im Raum, die nicht nur an die Suche nach einem glücklichen Gegenraum, sondern auch an prekäre Gesten des Rückzugs, des Abschliessens und der Flucht gebunden sind. Dabei entstehen Lebens-, Möglichkeits- und Konflikträume, die kulturelle Raumkonzepte und Bewegungsdynamiken repräsentieren, diese aber auch in Frage stellen und ins Gegenteil verkehren können. Bei den drei untersuchten Autoren sind Gemeinsamkeiten zu erkennen, die in vergleichbaren Raumpoetiken kulminieren, die aber auch historisch variable Wirklichkeitsbezüge aufweisen. Die Vergleichbarkeit beruht auch darauf, dass sich Trifonov und Petruševskaja sowohl explizit als auch implizit auf Cechov beziehen. Gerade die Spatialität steht dabei im Zentrum der dialogischen Bezüge. Der neue kinematographische Mensch. Körperästhetiken im frühen russischen Film Research Project | 3 Project MembersZentraler Topos der frühen russischen Kinokultur ist die Verfremdung des Körpers. Sei es in Form von Tanzhysterien, Selbstmorden oder spirituellen Erscheinungen - der Körper in Ekstase war mehr als nur eine Modeerscheinung der Décadence, er war wichtiger Impulsgeber für künstlerische und theoretische Auseinandersetzungen. Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit den ersten Dekaden des Kinos, vom Aufkommen der Kinokultur in Russland bis zur künstlerischen Neuorientierung nach der Revolution, und nimmt so bedeutende film- und medienhistorische Umbrüche in den Blick. Das Projekt analysiert, wie das Konzept eines medial verfremdeten Körpers in den frühen Diskursen über das Kino angewandt und diskutiert wurde, aber auch welche Rolle es in den Filmen selber gespielt hat. Denn oft funktioniert der ekstatische Körper als starke Bildfigur, anhand derer der Film sich und seine Medialität zur Schau stellt. Erarbeitet wird ein intermediales Analysemodell, das die filmischen und diskursiven Dimensionen des medialisierten Körpers verknüpfen und die zahlreichen bisher kaum erforschten Schnittstellen des Films zu anderen Bildmedien und Performance-Künsten erschliessen kann. Die kulturell und historisch differenzierte Betrachtung ekstatischer Körperfiguren erlaubt eine neue und facettenreiche Perspektive auf die spätzaristische Kultur- und Medienlandschaft; und zeichnet eine Filmgeschichte nach, in denen sich Kontinuitäten und Brüche jenseits der oft einschränkenden Periodisierung von vor- und nachrevolutionärem Kino manifestieren. Zentrum Kulturelle Topographien Research Project | 11 Project MembersThe Centre of Competence Cultural Topographies has been closed, and interdisciplinary research about space at the University of Basel will be carried on from July 2014 within the framework of a Centre Cultural Topographies carried by the Faculty of Humanities. Erzählen jenseits des Nationalen. (Post-)Imperiale Raumstrukturen in der Literatur Osteuropas. Research Project | 4 Project MembersIn jüngster Zeit haben verschiedene Forschungsrichtungen - etwa historische oder politologische - den Versuch unternommen, den Begriff des Imperiums jenseits der traditionellen Imperialismuskonzepte oder gängiger Konzepte des 'Kolonialen' neu zu fassen. 'Imperium' wird dabei nicht zuletzt als immer verschiedene raumzeitliche Struktur verstanden, die spezifische Formen der Kommunikation, der sozialen und räumlichen Mobilität und Durchlässigkeit, kollektiver Identitäten und der Erfahrung des Anderen hervorbringt. Ein solcher Ansatz muss auch für eine kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft entwickelt werden, erlaubt er doch, die kulturelle Konstruktion von Raum und die Imaginationen von kollektiver Identität, Differenz und Macht in einem neuen Rahmen zu analysieren. Dabei ist insbesondere von der narrativen Dimension imperialer Imaginationen auszugehen. In Bezug auf die durch lange imperiale Erfahrungen geprägten Kulturregionen in Ost-, Südost- und Mittelosteuropa (Russisches und Osmanisches Reich, Habsburg, Sowjetunion bzw. die sowjetische Einflusssphäre, Jugoslawien) ist dies von besonderer Relevanz. Hier verspricht ein narratologisch orientierter Zugang, der sich von der traditionellen Dichotomie 'imperial' vs. 'national' und damit von vorgefassten Axiologien löst, reichere und zugleich präzisere Analysen als die vorliegende Anwendungen postkolonialer Ansätze mit ihrem fast durchgehend unscharfen und unterkomplexen Imperiumsbegriff. Das vorliegende Projekt fokussiert auf die narrativen Strukturen imperialer Diskurse und auf die imperialen Spuren in verschiedenen Narrativen. Die Basis für die Analyse bilden Elemente literarischen Erzählens, die (post-)imperiale Konstellationen reflektieren. Über einschlägige Erzählverfahren auf verschiedenen Ebenen (Sujetbildung, Aktantisierung, Fokalisierung, Axiologie, Raumbildung), über Motiviken (Biographie, Tausch, Vermittlung, Mobilität), über typische Figuren und Gesten von Inklusion und Exklusion oder Zentrum und Peripherie soll ein Formeninventar imperialen - und damit immer auch transnationalen - Erzählens nachgezeichnet werden, das über die jeweilige regionale und historische Spezifik hinaus innere 'Familienähnlichkeiten' aufweist. Die Relevanz der Literatur für eine breite kulturelle Betrachtung liegt einerseits in der besonderen Rolle begründet, die das literarische Erzählen - insbesondere in Fragen des 'Nationalen' - in diesen Kulturen spielt, andererseits darin, dass Literatur mehrschichtige, paradoxale und phantastische Räume modellieren, aber auch mythenbildend und in diesem Sinne komplexitätsreduzierend operieren kann. Betrachtet werden aber auch narrative Formen über die Literatur hinaus, ganz besonders im Umfeld von Historiographie, Philologien und Publizistik. Dabei sollte sich an konkreten Beispielfeldern zeigen lassen, dass auch nationale Narrative sich nicht nur in kategorischer Absetzung zum Imperium konstituieren, sondern in komplexer Weise auf das Imperiale bezogen bleiben, manchmal gerade dann, wenn die Kategorie des Nationalen zu dominieren scheint. Solche Aspekte (post‑)imperialer literarischer Räume gelangen in einer national ausgerichteten Literaturgeschichtsschreibung naturgemäss kaum ins Blickfeld. Das Projekt beinhaltet Fallstudien zum Verhältnis imperialer und nationaler Narrative in der südslavischen Romantik, in Bildern des Epochenbruchs von 1917/18 insbesondere im habsburgischen Raum sowie in der russischen Kaukasusliteratur. Durchgeführt wird es mit lokalen und internationalen Kooperationen (Osteuropäische Geschichte der Universität Basel, wo ein Projekt zu imperialen Biographien im Entstehen ist; Basler Islamwissenschaft; Slavistik der Humboldt-Universität in Berlin; Zentrum für Literatur- und Kulturforschung ZfL in Berlin), wo ähnlich gelagerte Fallstudien entstehen. Das Projekt ist vorerst auf drei Jahre angelegt und wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert. Erzählen jenseits des Nationalen. (Post-)Imperiale Raumstrukturen in der Literatur Osteuropas / Narrating beyond nationality: (Post-)imperial spaces in Eastern European literature Research Project | 4 Project Membersenglish abstract see below Das Projekt stellt die Frage nach vergleichbaren Raumstrukturen im kulturellen Gedächtnis in den postimperialen bzw. postsozialistischen Regionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas, wobei sich der Imperiumsbegriff auf übernationale Gebilde in Osteuropa (Habsburger Monarchie, Osmanisches und Russisches Reich, Polen-Litauen u. a.) wie auch auf die sowjetische Einflusssphäre und Jugoslawien bezieht. Von besonderem Interesse sind dabei Phänomene, die jenseits nationaler Grenzziehungen verlaufen und in jüngster Zeit wieder zunehmend ins Blickfeld geraten. Solche transnationalen Gedächtnisräume sind von erstrangiger Bedeutung für das kulturelle Verständnis und die Konzeptualisierung eines sich vereinigenden Europas: In seinem 'Osten' verfügt Europa über transregionale und transnationale Erfahrungen, die nicht allzu lange zurückliegen. Das Projekt setzt hier an und ist somit von Anfang an transnational angelegt. Zentrales Gegenstandsfeld ist die Literatur mit ihrem besonderen Vermögen, komplexe, mehrschichtige, ja paradoxale und phantastische Räume zu modellieren, wie sie das kulturelle Gedächtnis enthält. Literatur soll daraufhin befragt werden, wie sie in ihrer spezifischen Medialität Raumstrukturen des kulturellen Gedächtnisses mitkonstruiert, reflektiert, imaginiert, konterkariert, und welcher narrativen Strategien sie sich dabei bedient. Das Projekt befindet sich in der Aufbauphase und soll ab 2011 in einen internationalen Forschungsverband überführt werden. Das Projekt ist Teil des Kompetenzzentrums Kulturelle Topographien der Universität Basel wird in der Anschubphase mit einem Beitrag aus dem Forschungsfonds der Universität Basel finanziert. Die Durchführung des Projekts erfolgt in enger internationaler Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern. Leitungsgremium: Prof. Dr. Thomas Grob, PD Dr. Andrea Zink, Dr. Boris Previšić, lic. phil. Georg Escher Kooperationspartner: Institut für Slavistik der HU Berlin (Prof. Dr. Susanne Frank), Südost-Institut der Universität Regensburg (Prof. Dr. Ulf Brunnbauer), Historisches Seminar der Leibniz Universität Hannover (Prof. Dr. Malte Rolf), Institut für Germanistik der Universität Wien (Prof. Dr. Wolfgang Müller-Funk), Institut für Slavistik der Universität Salzburg (Prof. Dr. Eva Hausbacher), Institut für Slavistik der Karl-Franzens-Universität Graz (Mag. Dr. Peter Deutschmann) und weitere Narrating beyond nationality: (Post-)imperial spaces in Eastern European literature. The project aims at combining recent developments in research on Central, Eastern and South Eastern Europe in order to develop a new interdisciplinary perspective on the representations of space in literary and historical discourse. The core question concerns the comparability of narrated spaces in regions of Central, Eastern and South-Eastern Europe which can be characterised by a (post-)imperial condition (Russia, the Habsburg and Ottoman Empires, and, to some extent, the Soviet system). The project is based on the assumption that this area encloses particularly revealing cases of (post-)imperial spaces and their narrativization. This is caused not only by the historical context but also by the role literature has played in the construction of collective identity throughout the 19 th and 20 th centuries. The proposed approach is to be critically examined by confronting it with a range of case studies. Osteuropa verstehen. Vier Länder im sprachlich-soziokulturellen Vergleich Research Project | 5 Project Members"Osteuropa verstehen" ist das Konzept eines kontrastiven und interdisziplinären Sprachunterrichts auf Universitätsniveau. Der Kurs ist darauf ausgelegt, Sprachlernprozesse in ihren (trans-)kulturellen Kontext einzubetten und erlaubt den Studierenden, im einzelsprachlichen Gruppenunterricht ihre Zielsprachen zu vertiefen und zugleich in sprachübergreifenden Plenumssitzungen von einer vergleichenden Gesamtschau zu profitieren. Die Lehrveranstaltung eröffnet den Teilnehmenden einen analytisch fundierten Einblick in eine Reihe von sprachpraktisch relevanten alltagskulturellen Spezifika Osteuropas. Sie vernetzt also einerseits sprachliche Kompetenz mit Wissen über deren kulturellen Kontext; andererseits bietet sie einen Vergleich zwischen unterschiedlichen Sprachkulturen Osteuropas und der Schweiz. Das Kurskonzept wurde von den SprachlektorInnen des Slavischen Seminars der Universität Basel im Laufe der Jahre 2009-2010 entwickelt, in einem Pilotkurs getestet und im Herbstsemester 2010 in einem ersten Kurs mit allen vier beteiligten Sprachen umgesetzt. Elsa Mahler - die erste Professorin an der Universität Basel Research Project | 2 Project MembersAufarbeitung der Tätigkeit und der Archivimaterialien Elsa Mahlers, insbesondere der Materialien ihrer volkskundlichen Feldforschungen (Tonaufnahmen) bei russischsprachigen Gruppen in Estland in der Zwischenkriegszeit. Kulturelle Topographien - Grundlagen und Grenzen Europas Research Project | 55 Project MembersDas Kompetenzzentrum beschäftigt sich mit der kulturwissenschaftlichen Erforschung der Kategorie Raum. Im Zuge des spatial turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften seit den 1980er Jahren wurden sowohl grundlegende Arbeiten zur Raumtheorie als auch diachrone und synchrone Einzeluntersuchungen zur kulturellen Bedeutung der Raumwahrnehmung vorgelegt (vgl. etwa Arbeiten zur Erfindung der Zentralperspektive oder zur Bedeutung von Navigation und Kartographie für die europäische koloniale Expansion). Zu Beginn des neuen Jahrtausends tritt die Globalisierung in eine neue Phase ein, und die dadurch entstehenden medialen, politisch-ökonomischen, ökologischen und ethischen Herausforderungen sind meist topographisch zu fassen - man denke nur an Stichworte wie global village , Zugang zu und Partizipation an Ressourcen, Kulturkontakt, Migration, ethnisch-religiöse und territoriale Konflikte, Klimawandel. Europa beschäftigt sich mit der Bewältigung seines Einigungsprozesses, seiner Grenzerweiterungen und seiner Rolle in der Welt. Aufbauend auf vorhandenen Stärken und thematischen Interessen wird das Forschungsgebiet Kulturelle Topographien in vier Forschungsachsen unterteilt: Politische und Kulturgeographie; Kontaktzonen und Projektionsräume; Semantik des Raumes; Raumtheorie, Kognition und Sprache. Innerhalb jedes Schwerpunktes ist ein spezifischer Bezug zur Schweiz bzw. zum Raum Basel ausgewiesen. Im Juli 2017 ist die zweite und letzte Laufzeit des Zentrums zuende gegangen, sodass die Kulturellen Topographien nun als informelles Netzwerk weitergeführt werden. Leo Tolstoi-Jubiläumsausstellung (Museum Strauhof, Zürich, 2010) Research Project | 1 Project MembersKuratierung der Ausstellung im Literaturmuseum Strauhof zum 100. Todestag Lev Tolstojs in Zusammenarbeit mit dem Tolstoj-Museum in Moskau (22.9.2010-28.11.2010). 1 1
Homosexuality and Nation(alism) in Contemporary Russian Literature Research Project | 3 Project MembersIn den letzten Jahren, insbesondere seit der Einführung des Gesetzes gegen die 'Propaganda nichttraditioneller sexueller Beziehungen' im Juni 2013, ist das Thema Homosexualität in der russischen Öffentlichkeit immer stärker in den Blickpunkt gerückt. Die Bezugnahme auf gleichgeschlechtliche Liebe dient dabei vielfach der Konstruktion einer russischen nationalen Identität: Homosexualität wird auf den Westen, insbesondere auf das sogenannte 'Gejropa', projiziert, während Russland in Abgrenzung dazu als homogen heterosexuell gedacht wird. Das Dissertationsprojekt untersucht die Repräsentation dieses diskursiven Musters in der zeitgenössischen russischen Literatur: Inwiefern übernimmt gleichgeschlechtliche Liebe hier die Funktion des 'Anderen', dessen Ausgrenzung der Konstruktion einer postsowjetischen russischen Identität dient, und mittels welcher poetischen und narrativen Strategien wird ein solcher Zusammenhang geschaffen? Inwiefern und mittels welcher literarischen Techniken wird das Exklusionsnarrativ in den Texten untergraben und Homosexualität in die 'imagined community' der russischen Nation integriert? Und wie verändert sich die Koppelung von Homosexualität und nationaler Identität in der Literatur der Putin-Ära, wenn gleichgeschlechtliche Liebe im extra-literarischen Diskurs immer stärker als Symptom westlicher Dekadenz konzeptualisiert wird? Im Zentrum der Analyse stehen sechs AutorInnen, die sich in ihren Werken seit den 1980er Jahren immer wieder mit dem Thema der Homosexualität auseinandergesetzt haben: Vladimir Sorokin, Jaroslav Mogutin und Aleksandr Il'janen sowie Evgenija Debrjanskaja, Marusja Klimova und Ljudmila Ulitskaja. Zum Vergleich werden stellenweise weitere zeitgenössische Autoren wie Evgenij Charitonov, Ėduard Limonov, Viktor Erofeev, Vasilij Aksënov, Igor' Jarkevič, Gennadij Trifonov und Vladimir Makanin herangezogen.
Modelle narrativer Poetik zwischen Raum, Bewegung und Identität in der russischen Literatur (Čechov, Trifonov, Petruevskaja) Research Project | 2 Project MembersIn der Auseinandersetzung mit drei Autoren - Anton Cechov, Jurij Trifonov und Ljudmila Petruševskaja - geht das Projekt von der Frage nach Poetiken des Raums und der Bewegung in der russischen Prosa aus. Untersucht werden narrative Symbolisierungen und Repräsentationen kultureller Räume, Bewegungsformen und Raumerleben, die Raumerfahrung und -wahrnehmung im Hinblick auf fiktionale Identitätskonstitutionen, aber auch auf theoretische Überlegungen zur 'Bewegung' in der Literatur. Den Ausgangspunkt bilden narrative Bezüge zwischen Selbst, Raum und Bewegung, so etwa Bilder gefährlicher und bedrohlicher Lebensräume, Formen der Intimität (Erzeugung, Wahrung, Verlust) sowie Such-Bewegungen im Raum, die nicht nur an die Suche nach einem glücklichen Gegenraum, sondern auch an prekäre Gesten des Rückzugs, des Abschliessens und der Flucht gebunden sind. Dabei entstehen Lebens-, Möglichkeits- und Konflikträume, die kulturelle Raumkonzepte und Bewegungsdynamiken repräsentieren, diese aber auch in Frage stellen und ins Gegenteil verkehren können. Bei den drei untersuchten Autoren sind Gemeinsamkeiten zu erkennen, die in vergleichbaren Raumpoetiken kulminieren, die aber auch historisch variable Wirklichkeitsbezüge aufweisen. Die Vergleichbarkeit beruht auch darauf, dass sich Trifonov und Petruševskaja sowohl explizit als auch implizit auf Cechov beziehen. Gerade die Spatialität steht dabei im Zentrum der dialogischen Bezüge.
Der neue kinematographische Mensch. Körperästhetiken im frühen russischen Film Research Project | 3 Project MembersZentraler Topos der frühen russischen Kinokultur ist die Verfremdung des Körpers. Sei es in Form von Tanzhysterien, Selbstmorden oder spirituellen Erscheinungen - der Körper in Ekstase war mehr als nur eine Modeerscheinung der Décadence, er war wichtiger Impulsgeber für künstlerische und theoretische Auseinandersetzungen. Das Dissertationsprojekt beschäftigt sich mit den ersten Dekaden des Kinos, vom Aufkommen der Kinokultur in Russland bis zur künstlerischen Neuorientierung nach der Revolution, und nimmt so bedeutende film- und medienhistorische Umbrüche in den Blick. Das Projekt analysiert, wie das Konzept eines medial verfremdeten Körpers in den frühen Diskursen über das Kino angewandt und diskutiert wurde, aber auch welche Rolle es in den Filmen selber gespielt hat. Denn oft funktioniert der ekstatische Körper als starke Bildfigur, anhand derer der Film sich und seine Medialität zur Schau stellt. Erarbeitet wird ein intermediales Analysemodell, das die filmischen und diskursiven Dimensionen des medialisierten Körpers verknüpfen und die zahlreichen bisher kaum erforschten Schnittstellen des Films zu anderen Bildmedien und Performance-Künsten erschliessen kann. Die kulturell und historisch differenzierte Betrachtung ekstatischer Körperfiguren erlaubt eine neue und facettenreiche Perspektive auf die spätzaristische Kultur- und Medienlandschaft; und zeichnet eine Filmgeschichte nach, in denen sich Kontinuitäten und Brüche jenseits der oft einschränkenden Periodisierung von vor- und nachrevolutionärem Kino manifestieren.
Zentrum Kulturelle Topographien Research Project | 11 Project MembersThe Centre of Competence Cultural Topographies has been closed, and interdisciplinary research about space at the University of Basel will be carried on from July 2014 within the framework of a Centre Cultural Topographies carried by the Faculty of Humanities.
Erzählen jenseits des Nationalen. (Post-)Imperiale Raumstrukturen in der Literatur Osteuropas. Research Project | 4 Project MembersIn jüngster Zeit haben verschiedene Forschungsrichtungen - etwa historische oder politologische - den Versuch unternommen, den Begriff des Imperiums jenseits der traditionellen Imperialismuskonzepte oder gängiger Konzepte des 'Kolonialen' neu zu fassen. 'Imperium' wird dabei nicht zuletzt als immer verschiedene raumzeitliche Struktur verstanden, die spezifische Formen der Kommunikation, der sozialen und räumlichen Mobilität und Durchlässigkeit, kollektiver Identitäten und der Erfahrung des Anderen hervorbringt. Ein solcher Ansatz muss auch für eine kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft entwickelt werden, erlaubt er doch, die kulturelle Konstruktion von Raum und die Imaginationen von kollektiver Identität, Differenz und Macht in einem neuen Rahmen zu analysieren. Dabei ist insbesondere von der narrativen Dimension imperialer Imaginationen auszugehen. In Bezug auf die durch lange imperiale Erfahrungen geprägten Kulturregionen in Ost-, Südost- und Mittelosteuropa (Russisches und Osmanisches Reich, Habsburg, Sowjetunion bzw. die sowjetische Einflusssphäre, Jugoslawien) ist dies von besonderer Relevanz. Hier verspricht ein narratologisch orientierter Zugang, der sich von der traditionellen Dichotomie 'imperial' vs. 'national' und damit von vorgefassten Axiologien löst, reichere und zugleich präzisere Analysen als die vorliegende Anwendungen postkolonialer Ansätze mit ihrem fast durchgehend unscharfen und unterkomplexen Imperiumsbegriff. Das vorliegende Projekt fokussiert auf die narrativen Strukturen imperialer Diskurse und auf die imperialen Spuren in verschiedenen Narrativen. Die Basis für die Analyse bilden Elemente literarischen Erzählens, die (post-)imperiale Konstellationen reflektieren. Über einschlägige Erzählverfahren auf verschiedenen Ebenen (Sujetbildung, Aktantisierung, Fokalisierung, Axiologie, Raumbildung), über Motiviken (Biographie, Tausch, Vermittlung, Mobilität), über typische Figuren und Gesten von Inklusion und Exklusion oder Zentrum und Peripherie soll ein Formeninventar imperialen - und damit immer auch transnationalen - Erzählens nachgezeichnet werden, das über die jeweilige regionale und historische Spezifik hinaus innere 'Familienähnlichkeiten' aufweist. Die Relevanz der Literatur für eine breite kulturelle Betrachtung liegt einerseits in der besonderen Rolle begründet, die das literarische Erzählen - insbesondere in Fragen des 'Nationalen' - in diesen Kulturen spielt, andererseits darin, dass Literatur mehrschichtige, paradoxale und phantastische Räume modellieren, aber auch mythenbildend und in diesem Sinne komplexitätsreduzierend operieren kann. Betrachtet werden aber auch narrative Formen über die Literatur hinaus, ganz besonders im Umfeld von Historiographie, Philologien und Publizistik. Dabei sollte sich an konkreten Beispielfeldern zeigen lassen, dass auch nationale Narrative sich nicht nur in kategorischer Absetzung zum Imperium konstituieren, sondern in komplexer Weise auf das Imperiale bezogen bleiben, manchmal gerade dann, wenn die Kategorie des Nationalen zu dominieren scheint. Solche Aspekte (post‑)imperialer literarischer Räume gelangen in einer national ausgerichteten Literaturgeschichtsschreibung naturgemäss kaum ins Blickfeld. Das Projekt beinhaltet Fallstudien zum Verhältnis imperialer und nationaler Narrative in der südslavischen Romantik, in Bildern des Epochenbruchs von 1917/18 insbesondere im habsburgischen Raum sowie in der russischen Kaukasusliteratur. Durchgeführt wird es mit lokalen und internationalen Kooperationen (Osteuropäische Geschichte der Universität Basel, wo ein Projekt zu imperialen Biographien im Entstehen ist; Basler Islamwissenschaft; Slavistik der Humboldt-Universität in Berlin; Zentrum für Literatur- und Kulturforschung ZfL in Berlin), wo ähnlich gelagerte Fallstudien entstehen. Das Projekt ist vorerst auf drei Jahre angelegt und wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert.
Erzählen jenseits des Nationalen. (Post-)Imperiale Raumstrukturen in der Literatur Osteuropas / Narrating beyond nationality: (Post-)imperial spaces in Eastern European literature Research Project | 4 Project Membersenglish abstract see below Das Projekt stellt die Frage nach vergleichbaren Raumstrukturen im kulturellen Gedächtnis in den postimperialen bzw. postsozialistischen Regionen Mittel-, Ost- und Südosteuropas, wobei sich der Imperiumsbegriff auf übernationale Gebilde in Osteuropa (Habsburger Monarchie, Osmanisches und Russisches Reich, Polen-Litauen u. a.) wie auch auf die sowjetische Einflusssphäre und Jugoslawien bezieht. Von besonderem Interesse sind dabei Phänomene, die jenseits nationaler Grenzziehungen verlaufen und in jüngster Zeit wieder zunehmend ins Blickfeld geraten. Solche transnationalen Gedächtnisräume sind von erstrangiger Bedeutung für das kulturelle Verständnis und die Konzeptualisierung eines sich vereinigenden Europas: In seinem 'Osten' verfügt Europa über transregionale und transnationale Erfahrungen, die nicht allzu lange zurückliegen. Das Projekt setzt hier an und ist somit von Anfang an transnational angelegt. Zentrales Gegenstandsfeld ist die Literatur mit ihrem besonderen Vermögen, komplexe, mehrschichtige, ja paradoxale und phantastische Räume zu modellieren, wie sie das kulturelle Gedächtnis enthält. Literatur soll daraufhin befragt werden, wie sie in ihrer spezifischen Medialität Raumstrukturen des kulturellen Gedächtnisses mitkonstruiert, reflektiert, imaginiert, konterkariert, und welcher narrativen Strategien sie sich dabei bedient. Das Projekt befindet sich in der Aufbauphase und soll ab 2011 in einen internationalen Forschungsverband überführt werden. Das Projekt ist Teil des Kompetenzzentrums Kulturelle Topographien der Universität Basel wird in der Anschubphase mit einem Beitrag aus dem Forschungsfonds der Universität Basel finanziert. Die Durchführung des Projekts erfolgt in enger internationaler Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern. Leitungsgremium: Prof. Dr. Thomas Grob, PD Dr. Andrea Zink, Dr. Boris Previšić, lic. phil. Georg Escher Kooperationspartner: Institut für Slavistik der HU Berlin (Prof. Dr. Susanne Frank), Südost-Institut der Universität Regensburg (Prof. Dr. Ulf Brunnbauer), Historisches Seminar der Leibniz Universität Hannover (Prof. Dr. Malte Rolf), Institut für Germanistik der Universität Wien (Prof. Dr. Wolfgang Müller-Funk), Institut für Slavistik der Universität Salzburg (Prof. Dr. Eva Hausbacher), Institut für Slavistik der Karl-Franzens-Universität Graz (Mag. Dr. Peter Deutschmann) und weitere Narrating beyond nationality: (Post-)imperial spaces in Eastern European literature. The project aims at combining recent developments in research on Central, Eastern and South Eastern Europe in order to develop a new interdisciplinary perspective on the representations of space in literary and historical discourse. The core question concerns the comparability of narrated spaces in regions of Central, Eastern and South-Eastern Europe which can be characterised by a (post-)imperial condition (Russia, the Habsburg and Ottoman Empires, and, to some extent, the Soviet system). The project is based on the assumption that this area encloses particularly revealing cases of (post-)imperial spaces and their narrativization. This is caused not only by the historical context but also by the role literature has played in the construction of collective identity throughout the 19 th and 20 th centuries. The proposed approach is to be critically examined by confronting it with a range of case studies.
Osteuropa verstehen. Vier Länder im sprachlich-soziokulturellen Vergleich Research Project | 5 Project Members"Osteuropa verstehen" ist das Konzept eines kontrastiven und interdisziplinären Sprachunterrichts auf Universitätsniveau. Der Kurs ist darauf ausgelegt, Sprachlernprozesse in ihren (trans-)kulturellen Kontext einzubetten und erlaubt den Studierenden, im einzelsprachlichen Gruppenunterricht ihre Zielsprachen zu vertiefen und zugleich in sprachübergreifenden Plenumssitzungen von einer vergleichenden Gesamtschau zu profitieren. Die Lehrveranstaltung eröffnet den Teilnehmenden einen analytisch fundierten Einblick in eine Reihe von sprachpraktisch relevanten alltagskulturellen Spezifika Osteuropas. Sie vernetzt also einerseits sprachliche Kompetenz mit Wissen über deren kulturellen Kontext; andererseits bietet sie einen Vergleich zwischen unterschiedlichen Sprachkulturen Osteuropas und der Schweiz. Das Kurskonzept wurde von den SprachlektorInnen des Slavischen Seminars der Universität Basel im Laufe der Jahre 2009-2010 entwickelt, in einem Pilotkurs getestet und im Herbstsemester 2010 in einem ersten Kurs mit allen vier beteiligten Sprachen umgesetzt.
Elsa Mahler - die erste Professorin an der Universität Basel Research Project | 2 Project MembersAufarbeitung der Tätigkeit und der Archivimaterialien Elsa Mahlers, insbesondere der Materialien ihrer volkskundlichen Feldforschungen (Tonaufnahmen) bei russischsprachigen Gruppen in Estland in der Zwischenkriegszeit.
Kulturelle Topographien - Grundlagen und Grenzen Europas Research Project | 55 Project MembersDas Kompetenzzentrum beschäftigt sich mit der kulturwissenschaftlichen Erforschung der Kategorie Raum. Im Zuge des spatial turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften seit den 1980er Jahren wurden sowohl grundlegende Arbeiten zur Raumtheorie als auch diachrone und synchrone Einzeluntersuchungen zur kulturellen Bedeutung der Raumwahrnehmung vorgelegt (vgl. etwa Arbeiten zur Erfindung der Zentralperspektive oder zur Bedeutung von Navigation und Kartographie für die europäische koloniale Expansion). Zu Beginn des neuen Jahrtausends tritt die Globalisierung in eine neue Phase ein, und die dadurch entstehenden medialen, politisch-ökonomischen, ökologischen und ethischen Herausforderungen sind meist topographisch zu fassen - man denke nur an Stichworte wie global village , Zugang zu und Partizipation an Ressourcen, Kulturkontakt, Migration, ethnisch-religiöse und territoriale Konflikte, Klimawandel. Europa beschäftigt sich mit der Bewältigung seines Einigungsprozesses, seiner Grenzerweiterungen und seiner Rolle in der Welt. Aufbauend auf vorhandenen Stärken und thematischen Interessen wird das Forschungsgebiet Kulturelle Topographien in vier Forschungsachsen unterteilt: Politische und Kulturgeographie; Kontaktzonen und Projektionsräume; Semantik des Raumes; Raumtheorie, Kognition und Sprache. Innerhalb jedes Schwerpunktes ist ein spezifischer Bezug zur Schweiz bzw. zum Raum Basel ausgewiesen. Im Juli 2017 ist die zweite und letzte Laufzeit des Zentrums zuende gegangen, sodass die Kulturellen Topographien nun als informelles Netzwerk weitergeführt werden.
Leo Tolstoi-Jubiläumsausstellung (Museum Strauhof, Zürich, 2010) Research Project | 1 Project MembersKuratierung der Ausstellung im Literaturmuseum Strauhof zum 100. Todestag Lev Tolstojs in Zusammenarbeit mit dem Tolstoj-Museum in Moskau (22.9.2010-28.11.2010).