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Erzählen jenseits des Nationalen. (Post-)Imperiale Raumstrukturen in der Literatur Osteuropas.

Research Project
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01.01.2012
 - 31.12.2014

In jüngster Zeit haben verschiedene Forschungsrichtungen - etwa historische oder politologische - den Versuch unternommen, den Begriff des Imperiums jenseits der traditionellen Imperialismuskonzepte oder gängiger Konzepte des 'Kolonialen' neu zu fassen. 'Imperium' wird dabei nicht zuletzt als immer verschiedene raumzeitliche Struktur verstanden, die spezifische Formen der Kommunikation, der sozialen und räumlichen Mobilität und Durchlässigkeit, kollektiver Identitäten und der Erfahrung des Anderen hervorbringt. Ein solcher Ansatz muss auch für eine kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft entwickelt werden, erlaubt er doch, die kulturelle Konstruktion von Raum und die Imaginationen von kollektiver Identität, Differenz und Macht in einem neuen Rahmen zu analysieren. Dabei ist insbesondere von der narrativen Dimension imperialer Imaginationen auszugehen. In Bezug auf die durch lange imperiale Erfahrungen geprägten Kulturregionen in Ost-, Südost- und Mittelosteuropa (Russisches und Osmanisches Reich, Habsburg, Sowjetunion bzw. die sowjetische Einflusssphäre, Jugoslawien) ist dies von besonderer Relevanz. Hier verspricht ein narratologisch orientierter Zugang, der sich von der traditionellen Dichotomie 'imperial' vs. 'national' und damit von vorgefassten Axiologien löst, reichere und zugleich präzisere Analysen als die vorliegende Anwendungen postkolonialer Ansätze mit ihrem fast durchgehend unscharfen und unterkomplexen Imperiumsbegriff. Das vorliegende Projekt fokussiert auf die narrativen Strukturen imperialer Diskurse und auf die imperialen Spuren in verschiedenen Narrativen. Die Basis für die Analyse bilden Elemente literarischen Erzählens, die (post-)imperiale Konstellationen reflektieren. Über einschlägige Erzählverfahren auf verschiedenen Ebenen (Sujetbildung, Aktantisierung, Fokalisierung, Axiologie, Raumbildung), über Motiviken (Biographie, Tausch, Vermittlung, Mobilität), über typische Figuren und Gesten von Inklusion und Exklusion oder Zentrum und Peripherie soll ein Formeninventar imperialen - und damit immer auch transnationalen - Erzählens nachgezeichnet werden, das über die jeweilige regionale und historische Spezifik hinaus innere 'Familienähnlichkeiten' aufweist. Die Relevanz der Literatur für eine breite kulturelle Betrachtung liegt einerseits in der besonderen Rolle begründet, die das literarische Erzählen - insbesondere in Fragen des 'Nationalen' - in diesen Kulturen spielt, andererseits darin, dass Literatur mehrschichtige, paradoxale und phantastische Räume modellieren, aber auch mythenbildend und in diesem Sinne komplexitätsreduzierend operieren kann. Betrachtet werden aber auch narrative Formen über die Literatur hinaus, ganz besonders im Umfeld von Historiographie, Philologien und Publizistik. Dabei sollte sich an konkreten Beispielfeldern zeigen lassen, dass auch nationale Narrative sich nicht nur in kategorischer Absetzung zum Imperium konstituieren, sondern in komplexer Weise auf das Imperiale bezogen bleiben, manchmal gerade dann, wenn die Kategorie des Nationalen zu dominieren scheint. Solche Aspekte (post‑)imperialer literarischer Räume gelangen in einer national ausgerichteten Literaturgeschichtsschreibung naturgemäss kaum ins Blickfeld. Das Projekt beinhaltet Fallstudien zum Verhältnis imperialer und nationaler Narrative in der südslavischen Romantik, in Bildern des Epochenbruchs von 1917/18 insbesondere im habsburgischen Raum sowie in der russischen Kaukasusliteratur. Durchgeführt wird es mit lokalen und internationalen Kooperationen (Osteuropäische Geschichte der Universität Basel, wo ein Projekt zu imperialen Biographien im Entstehen ist; Basler Islamwissenschaft; Slavistik der Humboldt-Universität in Berlin; Zentrum für Literatur- und Kulturforschung ZfL in Berlin), wo ähnlich gelagerte Fallstudien entstehen. Das Projekt ist vorerst auf drei Jahre angelegt und wird vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanziert.

Collaborations & Cooperations

2014 - Participation or Organization of Collaborations within own University
Reinkowski, Maurus, Prof. Dr., Universität Basel, Orientalisches Seminar, Research cooperation
2014 - Participation or Organization of Collaborations within own University
Schenk, Frithjof Benjamin, Prof. Dr., Universität Basel, Historisches Seminar, Research cooperation
2014 - Participation or Organization of Collaborations on an international level
Frank, Susanne K., Prof. Dr., Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Slawistik, Research cooperation
2014 - Participation or Organization of Collaborations on an international level
Thun-Hohenstein, Franziska, Dr., Zentrum für Literatur- und Kulturforschung, Research cooperation
2014 - Participation or Organization of Collaborations on an international level
Zink, Andrea, Univ.-Prof. Dr., Universität Innsbruck, Research cooperation

Members (4)

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Thomas Grob

Principal Investigator
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Anna Hodel Laszlo

Project Member
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Boris Previšić

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Samuel Spycher

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