Faculty of Humanities and Social Sciences
Faculty of Humanities and Social Sciences
UNIverse - Public Research Portal

Ur- und Frühgeschichte (Röder)

Projects & Collaborations

12 found
Show per page
Project cover

Montchaibeux, un nouvel oppidum celtique?

Research Project  | 2 Project Members

Auf dem Montchaibeux zwischen Courrendlin und Rossemaison (KT JU) befindet sich eine grosse Befestigungsanlage, die bereits seit dem 19. Jahrhundert bekannt ist. Doch wurde sie lange für ein römisches Militärlager gehalten. Erste Hinweise auf das Alter der Anlage lieferten seit den 1970er-Jahren die Funde einiger Metallobjekte, insbesondere Münzen: Sie stammen nicht aus römischer, sondern ausschliesslich aus spätkeltischer Zeit (ca. 150-15 v. Chr.). Der Frage, ob tatsächlich auch die Befestigungsanlage in spätkeltischer Zeit errichtet wurde, gehen seit 2019 der Fachbereich Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Basel mit der Unterstützung der Kantonsarchäologie Jura nach. Zunächst gingen Studierende der Universitäten Basel und Lausanne mit Metalldetektoren systematisch das Gelände ab. Auch diese neuen Artefakte stammen mehrheitlich aus spätkeltischer Zeit. Inzwischen liegt auch eine Aufnahme des Höhenreliefs vor, auf dem die Befestigungsanlagen deutlich zu erkennen sind. Im Sommer 2020 fanden im Rahmen des Projektes erstmals Ausgrabungen auf dem Montchaibeux statt. Im Rahmen einer vierwöchigen Lehr- und Forschungsgrabung wurden die Wall- und Grabensysteme an drei Stellen mit Sondierungsschnitten untersucht, um Erkenntnisse über Bauweise und Datierung der Befestigung zu gewinnen. Die Auswertung der Grabungskampagne wird Gegenstand einer Masterarbeit sein. Insgesamt sollen die archäologischen Untersuchungen auf dem Montchaibeux weitere Einblicke in die Besiedlung des Juras kurz vor der römischen Eroberung liefern.

Project cover

Dissertation Sophia Joray: Räumliche Organisation und kulturelle Praktiken in der mittelbronzezeitlichen Siedlung Gränichen-Lochgasse (AG)

Research Project  | 2 Project Members

Zu Siedlungen der Mittelbronzezeit ist in der Schweiz und in Zentraleuropa bislang nur wenig bekannt. Dies ist einerseits der bis vor wenigen Jahren eher dürftigen Quellenlage geschuldet und andererseits durch den forschungsgeschichtlichen Schwerpunkt auf die Seeufersiedlungen der Früh- und Spätbronzezeit bedingt. In den letzten Jahren kamen insbesondere im Kanton Aargau vermehrt Fundstellen mit mittelbronzezeitlichen Siedlungsresten zutage. Die 2016-2017 ausgegrabene, 10'000 m 2 umfassende Fundstelle Gränichen-Lochgasse (AG) ist nebst Kehrsatz-Breitenacher (BE) die bislang grösste ausgegrabene mittelbronzezeitliche Siedlung inn der Schweiz. Mit ihrer beachtlichen Fläche, der Anzahl und Vielfalt der archäologischen Befunde und Funde und der systematischen naturwissenschaftlichen Beprobung bildet sie die ideale Grundlage um die Mittelbronzezeit in den Fokus der Forschung zu rücken. Die Dissertation ist Teil des Forschungsprojekts 4496215 Interdisziplinäre Forschung zu Siedlungen der Mittelbronzezeit im Aargau- eine Kooperation der Ur- und Frühgeschichtlichen und Provinzialrömischen Archäologie der Universität Basel, der Prähistorischen und Naturwissenschaftlichen Archäologie (IPNA) und der Kantonsarchäologie Aargau. Gegenstand der Dissertation ist die Befund- und Fundauswertung der Siedlung Gränichen-Lochgasse. Darauf aufbauend werden Fragestellungen zur räumlichen Organisation (Aktivitätszonen, Siedlungsstruktur, etc.) und zu kulturellen Praktiken (Objekt- und Befundbiographien, Handlungsabläufen, etc.) verfolgt. Die Erarbeitung eines theoretischen Rahmens und Beiträge zur Methodenentwicklung zur Auswertung (prähistorischer) Mineralboden-Siedlungen werden ebenfalls Teil der Dissertation sein.

Project cover

MAGIA - Mittelbronzezeit im Aargau: Interdisziplinär Ausgewertet

Research Project  | 6 Project Members

Zu Siedlungen der Mittelbronzezeit ist in der Schweiz und in Zentraleuropa im Vergleich zur Früh- und Spätbronzezeit bislang nur wenig bekannt - so wenig, dass dieser Zeitabschnitt (ca. 1600-1250 BC) bis vor Kurzem noch als «dark age» der jüngeren Urgeschichte bezeichnet wurde. Während die vorangehende Frühbronzezeit lange als wichtige Innovationsphase und die darauffolgende Spätbronzezeit als Phase kultureller Blüte galten, fiel der Mittelbronzezeit die Rolle eines unbedeutenden Intermezzos zu. Dies war zum einen der Seltenheit mittelbronzezeitlicher Fundstellen, zum anderen aber auch dem forschungsgeschichtlich- und erhaltungsbedingten Fokus der schweizerischen Bronzezeitforschung auf die Seeufersiedlungen geschuldet. Dies ändert sich nun: Aufgrund der intensiven Bautätigkeit wurden in den letzten Jahren schweizweit und insbesondere im Kanton Aargau zahlreiche Fundstellen mit Überresten mittelbronzezeitlicher Siedlungen entdeckt. Parallel dazu erfuhr die Forschung zur Mittelbronzezeit auch in Zentral- und Westeuropa einen Aufschwung, so dass das ehemalige «dark age» mittlerweile als Zeit grossräumiger Transformationsprozesse gilt (u.a. intensive überregionale Vernetzung, Erschliessung neuer Siedlungsgebiete, leistungsstärkere Landwirtschaft). Die Hintergründe dieser tiefgreifenden Veränderungen sind allerdings noch weitgehend offen. Das Projekt wird somit einen wichtigen Beitrag zur wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Mittelbronzezeit in der Schweiz und in Europa leisten. Im Zentrum steht die mittelbronzezeitliche Siedlung Gränichen-Lochgasse (AG), von der von 2016 bis 2017 rund 10'000 m2 ausgegraben wurden. Mit Kehrsatz-Breitenacher (BE) ist sie die grösste mittelbronzezeitliche Siedlung der Schweiz. Gränichen-Lochgasse weist eine Vielzahl an (Keramik-)Funden und Befunden (u.a. Hausreste, Vorratsgruben) auf. Dank der modernen Grabungsdokumentation und der engmaschigen naturwissenschaftlichen Beprobung (Archäobotanik, Geoarchäologie) bildet die Fundstelle eine ideale Grundlage, um die Mittelbronzezeit in den Fokus der Forschung zu rücken. Das interdisziplinär zusammengesetzte Team von Forschenden der Universität Basel wird in Zusammenarbeit mit der Kantonsarchäologie Aargau eine breite Palette wissenschaftlicher Fragestellungen verfolgen: Die Funktionen und die Biographien der verschiedenen Befunde werden mit Hilfe einer Kombination von archäologischen, geoarchäologischen und archäobotanischen Untersuchungen rekonstruiert. Darauf aufbauend wird die Analyse der räumlichen Organisation der Siedlung erfolgen. Hierzu werden Aktivitätszonen bzw. Funktionsbereiche in der Siedlung identifiziert, aber auch soziale und rituelle Praktiken nachvollzogen. Schliesslich wird Gränichen-Lochgasse in den Kontext weiterer mittelbronzezeitlicher Siedlungen im (Aargau) gestellt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung einer regionalen Keramiktypochronologie anhand von Funden aus Gränichen und anderen Siedlungen aus dem Aargau. Das ist ein dringendes Desiderat der Bronzezeitforschung, das die bisher noch schwierige Datierung mittelbronzezeitlicher Fundstellen entscheidend verbessern wird.

Project cover

Dissertation Philipp Gleich: Die "Goldberg-III-Gruppe": polykulturelles Zusammenleben in Oberschwaben im frühen dritten Jahrtausend v.Chr.?

Research Project  | 2 Project Members

Das frühe 3. Jahrtausend v.Chr. zeichnet sich durch die Ausbreitung von Rad und Wagen sowie die Entwicklung wirtschaftlich differenzierter Siedlungssysteme als Innovationshorizont in der mitteleuropäischen Jungsteinzeit aus. Als Kennzeichen dieser Epoche im Nordalpenraum gilt in der prähistorischen Forschung die Herausbildung zahlreicher regionaler "Kulturgruppen" mit jeweils eigenständiger Sachkultur, insbesondere eigener Töpfereipraxis. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die Gefäßkeramik selbst innerhalb einzelner Siedlungen und Regionen sehr heterogen und von "Einflüssen" aus nah und fern durchsetzt ist. Die traditionelle archäologische Kulturgleichung "eine Siedlung = eine Töpfereitradition = ein Sozialverband = eine Kulturgruppe" scheint selten aufzugehen. Diese Problematik zeigt sich beispielhaft an einer Reihe oberschwäbischer Feuchtbodensiedlungen, welche die Forschung der Kulturgruppe "Goldberg III" zugewiesen hat (SCHLICHTHERLE 1999). Das Quellenmaterial der Dissertation bilden die vielfältigen, gut datierten und größtenteils unveröffentlichten gefäßkeramischen Funde aus diesen Siedlungen sowie aus ausgewählten Vergleichssiedlungen aus Nachbarregionen. Im Rahmen der Analyse werden neue theoretische und methodische Grundlagen für das Verständnis der Wechselwirkung von technologischen und stilistischen Praktiken, sozialen Gruppen, Mobilität und Austausch im frühen dritten Jahrtausend v. Chr. nördlich der Alpen entwickelt. Dabei kommen Ansätze der Praxistheorie von Pierre BOURDIEU (1972) zur Anwendung. Nach dessen Vorstellungen wird der Rahmen menschlichen Handelns in der Praxis, also im körperlichen Vollzug, ausgehandelt. Die Keramikherstellung in Handarbeit bietet eine gut geeignete Praxis zur Sichtbarmachung derartiger Aushandlungsprozesse, da die Herstellung eines Gefäßes eine komplexe Abfolge technischer und stilistischer Entscheidungen erfordert und Lernprozesse abbildet. Die Keramikgefäße werden mit einem "chaîne opératoire"-Ansatz untersucht, d. h. ihre Herstellung wird in einzelne Entscheidungsebenen zerlegt. Auf diese Weise können "Communities of Practice" (WENGER 1998) herausgearbeitet werden, die sich durch ähnliche Entscheidungsabläufe auszeichnen. Insgesamt werden folgende Hypothesen geprüft: Im frühen dritten Jahrtausend v. Chr. kam es in den oberschwäbischen Siedlungen der sogenannten "Goldberg-III-Gruppe" zum Zusammenleben von Menschen, welche das Handwerk der Keramikherstellung in unterschiedlichen Gemeinschaften ("Communities of Practice") erlernt hatten. Dadurch unterscheiden sich die oberschwäbischen Siedlungen von zeitgleichen Siedlungen in der Ostschweiz und am Bodensee. Die unterschiedlich starke Pluralität der Töpfereipraktiken ist vor dem Hintergrund von Faktoren zu begreifen, welche sich auf Mobilität und Austausch der Akteure auswirken. Dazu gehören potentiell: verkehrsgeographische Lage der Siedlungen im Raum, Siedlungsdauer, wirtschaftliche Organisation und Abhängigkeit der Siedlungen.

Project cover

"Was, wenn nicht Ethnien?" Eine netzwerkanalytische Perspektive auf die Vielfalt spätantiker und frühmittelalterlicher Bestattungen zwischen Bodensee, Hochrhein und Genfersee.

Research Project  | 1 Project Members

Für den Raum der heutigen Schweiz sind aus frühmittelalterlichen Schriftquellen mehrere Bevölkerungsgruppen überliefert. In der archäologischen Forschung wurde immer wieder versucht, die Bestattungen auf frühmittelalterlichen Gräberfeldern diesen überlieferten Ethnien zuzuordnen. Da die Bestattungen im Untersuchungsraum grosse regionale Unterschiede aufweisen, schien die ethnische Zuordnung so selbstevident, dass kaum alternative Deutungen in Erwägung gezogen wurden. Die Deutung von Objekten oder soziokulturellen Praktiken als ethnische Marker stellt sich aber als hochproblematisch heraus und wird immer wieder kritisiert. Ziel der Dissertation ist es daher, neue und alternative Interpretationsansätze für die regionalen Unterschiede der frühmittelalterlichen Bestattungen zu erarbeiten. Dafür müssen erstens an einer Anzahl geeigneter Gräberfelder empirisch die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Bestattungen genauer untersucht werden, wobei neben der Grabausstattung auch Grabbau und Behandlung des Leichnams berücksichtigt werden. Ausgehend von meiner Hypothese, dass auch lokale spätantike Traditionen die regionale Ausformung frühmittelalterlicher Bestattungen beeinflussten, werden spätantike Gräber in der empirischen Untersuchung berücksichtigt. Die aufgenommenen Merkmale werden mithilfe von Anwendungen aus der Netzwerkanalyse untersucht. Es wird sich zeigen, ob Muster erkennbar sind, wie diese aussehen und welche regionalen oder zeitlichen Schwerpunkte es gab. Die Theoriebildung stellt einen zweiten wesentlichen Teil meiner Dissertation dar und soll gleichzeitig mit der empirischen Untersuchung erfolgen, um eine fortlaufende wechselseitige Anpassung vornehmen zu können. Bereits vorhandene theoretische Ansätze müssen evaluiert und an Fragestellung und Datengrundlage angepasst werden. Des Weiteren sind alternative theoretische Ansätze zur Interpretation der räumlichen und zeitlichen Standardisierungen materieller Kultur und der Normierung soziokultureller Praktiken zu erarbeiten, die an der empirischen Datengrundlage validiert werden sollen. Im Ergebnis wird sich eine grundlegend neue Perspektive auf die frühmittelalterliche Archäologie der Schweiz ergeben: statt einen einseitig ethnischen Blickwinkel einzunehmen, wird die Komplexität kulturhistorischer Entwicklung in verschiedenen räumlichen und sozialen Bezügen betont.

Project cover

Über die Toten zu den Lebenden: Menschliche Überreste vom spätlatènezeitlichen Fundplatz Basel-Gasfabrik und ihre kulturgeschichtlichen Deutungen.

Research Project  | 7 Project Members

The treatment of dead bodies in the Late La Tène period in particular is a prominent phenomenon, the manifestations of which break present-day taboos. Besides the interment of complete bodies in grave fields, a variety of burials in settlements and sanctuaries are known. Skulls as well as isolated bones showing traces of manipulation have been found in settlements, sometimes associated with refuse, reminiscent of some form of ancestor worship or even anthropophagy. The coexistence of various modes of treating the dead is a manifestation of the complexity that existed in terms of the practices that revolved around dead bodies. These should be analysed and interpreted as a whole and while remaining conscious of one's own taboos. Using the Late La Tène site of Basel-Gasfabrik (c. 150 - 80 BC) as a case study, the research project addresses this desideratum in European Iron Age research. With its two cemeteries and its large-scale settlement area where all the aforementioned categories of mortal remains are represented, this well-documented site offers unique prerequisites for the study of the treatment of the dead in the Late La Tène period, while taking into account for the first time its complexity and multidimensionality. Pioneering work will also be carried out in terms of the systematic analysis of the archaeological features which contained skeletons or parts thereof in the general settlement context, while also paying attention to and reconstructing the underlying taphonomic processes. The study follows the 'integrative archaeology' concept with a close collaboration between archaeology, anthropology, bioarchaeometry, geoarchaeology, archaeozoology and archaeobotany. Only within this framework will it be possible to address questions as to whether human remains in settlements were dumped as waste or whether they might, for example, represent the remnants of multi-stage funerary rites. The multidimensional comparison between individuals from the grave fields and those from the settlement will constitute another central aspect of the investigations. Besides reconstructing potential ritual differences, it will be of interest to ask whether the individuals belonged to different social groups. In this context the great potential of bioarchaeometric and anthropological analyses will provide fundamental information regarding hitherto unknown selection mechanisms in the treatment of the dead. The study of the human remains from Basel-Gasfabrik promises to provide fundamental insight into the collective and individual living conditions, the origins and the gene pool of the population, the social situation and funerary rites.