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Prof. Dr.
Sabine Deschler-Erb
Department of Environmental Sciences
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Meet and greet: Squares in Secondary Agglomerations of the Northwestern Roman Provinces
Research Project  | 6 Project Members
Nachdem die Fora der großen Städte vergleichsweise gut erforscht sind, ist der Kenntnisstand zu ihren Pendants in den vici wesentlich geringer. In ihnen finden sich ebenfalls Platzanlagen, die eine Vielzahl vergleichbarer Funktionen wie in den Städten übernommen hatten. Versucht man den Begriff Forum aber auf diese zu übertragen, offenbart sich eine Problematik der direkten Übertragbarkeit, welche mit Methoden der Archäologie, der Archäoinformatik, der naturwissenschaftlichen Archäologie und der Alten Geschichte interdisziplinär angegangen werden soll. Das Forschungsprojekt beruht dabei auf Vorarbeiten der lead agency (Universität zu Köln, Archäologisches Institut) in Bregenz-Brigantium Die Archäologie der Römischen Provinzen versucht Charakteristika dieser Platzanlagen herauszuarbeiten und ihre Funktion im Vergleich zu den Fora der Städte zu beleuchten: Administrative, kultische und merkantile Aspekte weisen auf ein multifunktionales Konzept hin, welches bedarfsorientiert angepasst wurde. Zur Überprüfung der architektonischen, althistorischen und chronologischen Spezifika dienen integrativ durchgeführte Fallstudien aussagekräftiger key-sites, wie z.B. Aachen- Aquae Granni , Kempten- Cambodunum oder Bregenz- Brigantium . Damit können auch Indikatoren zum Nachweis einer wie auch immer gearteten Selbstverwaltung dieser Gemeinwesen herausgearbeitet werden. Althistorische Analysen erörtern die Rolle und Bedeutung der Platzanlagen für das jeweilige Gemeinwesen. Dabei stehen die (Neu-) Bewertung der ausgewählten Fundstellen und die Einbettung von kleinstädtischen Siedlungen in die sozio-kulturellen und politischen Prozesse im Fokus. Der Blick geht dabei auf die Regionen mit einer ausreichenden Zahl an althistorischem Quellmaterial. Computergestützte Methoden werden für einen multiskalaren Ansatz zur Untersuchung von Plätzen in sekundären Ballungsräumen eingesetzt. Auf der innerörtlichen Ebene zielen sie darauf ab, sozio-symbolische Aspekte von Plätzen zu erforschen, insbesondere solche, die mit Sichtbarkeit und Bewegung im Raum zu tun haben. Auf regionaler Ebene werden Computersimulationen (räumliche Interaktionsmodelle) eingesetzt, um die menschlichen Interaktionen zwischen Siedlungen zu untersuchen und so die wirtschaftlichen und administrativen Funktionen von vici weiter zu beleuchten. Im Hinblick auf die tatsächliche Nutzung dieser Platzanlagen durch die damaligen Bewohner*innen versprechen archäozoologische und geoarchäologische Untersuchungen durch den Schweizerischen Projektpartner in Basel wesentliche neue Erkenntnisse. Diese können die tatsächlichen Nutzer dieser Anlagen durch Nahrungsabfälle und Hinterlassenschaften kultischer Handlungen besser fassbar werden lassen. Mehrheitlich kaum befestigte Plätze weisen eine erhebliche Akkumulation von Umwelteinflüssen auf, weshalb die Mikromorphologie die Biografie dieser Anlagen präzisieren kann.
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Forschungsprojekt Die römische Nekropole Brugg-Remigersteig
Research Project  | 20 Project Members

Rituale und Praktiken am und im Grab

Die interdisziplinäre Auswertung der römische Nekropole Brugg-Remigersteig erfolgt im Rahmen des Forschungsfelds «Römische und frühmittelalterliche Nekropolen in Augusta Raurica, Basilia und Vindonissa. Grundlage der interdisziplinären Auswertung war eine durch ein Neubauprojekt am Remigersteig ausgelöste Notgrabung der Kantonsarchäologie Aargau in den Jahren 2012-2013. Auf einer unbebauten Fläche von 840 m2 wurde ein bisher unbekanntes römisches Gräberfeld freigelegt. Die Nekropole ist eine Fundstelle von internationaler Bedeutung, da in der Schweiz und weit darüber hinaus kein vergleichbar grossflächig dokumentiertes und derart exzeptionell erhaltenes Gräberfeld belegt ist. Die Anwendung von modernsten wissenschaftlichen Ausgrabungsstandards sowie die Berücksichtigung von gezielten Forschungsfragen bieten ein ausserordentlich grosses Untersuchungspotenzial. Aus diesem Grund wertet die Vindonissa-Professur in Kooperation mit der Kantonsarchäologie Aargau das Gräberfeld Brugg-Remigersteig in einem vom Swisslos-Fonds des Kantons Aargau mitfinanzierten interdisziplinären Forschungsprojekt aus.

Vindonissa ist einer der besterforschten Fundorte des Römischen Reiches. Der fortgeschrittene Forschungsstand betrifft jedoch vor allem das Legionslager, während die zugehörige Zivilsiedlung und die Gräberfelder erst in den letzten zwei Jahrzehnten in den Forschungsfokus gerückt sind, ganz wesentlich vorangetrieben durch die Vindonissa-Professur. In den letzten Jahren haben sich in der archäologischen Forschung zudem Isotopen-Analysen etabliert, die ganz neue Erkenntnisse zu Herkunft und Mobilität der Bevölkerung ermöglichen. Seit der letzten Auswertung eines grossen Gräberfeldes aus Vindonissa hat sich auch der Fokus der Gräberforschung verändert. Fragen zu Sozialhierarchien und ethnischen Zuweisungen sind weniger wichtig. Die Bedeutung von Gräbern als Informationsquellen für gesellschaftliche Praktiken steht im Vordergrund. Die Gräber am Remigersteig eignen sich hierfür ideal. Es lassen sich (Geschichten zu) Menschen fassen, die in den schriftlichen Quellen fehlen und zu denen der Wissensstand (in Vindonissa aber auch allgemein) weniger fortgeschritten ist als jener zu den römischen Soldaten.

Das Projekt wird über einen Zeitraum von 3.5 Jahren laufen. Die inhaltlichen Ergebnisse werden der Fachwelt zugänglich gemacht und einer breiten Öffentlichkeit vermittelt. Ausgehend von den wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen methodische Ansätze evaluiert und entwickelt werden, die einen Beitrag zur Auswertungsmethodik von römischen Brandgräberfeldern sowie Hinweise zum optimalen Ressourceneinsatz bei künftigen Ausgrabungen und Auswertungen liefern. Im Vorfeld des hier beschriebenen Auswertungsvorhabens wurde eine vom Forschungsfonds der Universität Basel finanzierte Pilotstudie zu zwei Gräbern der Nekropole Brugg-Remigersteig an der Universität Basel durchgeführt.