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Prof. Dr.
Caroline Arni
Department of History
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Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte sozialer Beziehungen (Verwandtschaft, Freundschaft, Liebe etc.), die Geschichte von Schwangerschaft, Geburt und dem Ungeborenen, die Geschichte der Frauenbewegung und der feministischen Kritik. Zurzeit befasst sich Caroline Arni besonders mit der Geschichte feministischer Konzeptionen von Mutterschaft bzw. einer politischen Ökonomie des mütterlichen Körpers

Selected Publications
Arni, Caroline. (2024). Of Human Born. Fetal Lives, 1800-1950. Zone Books. https://www.zonebooks.org/books/155-of-human-born-fetal-lives-1800-1950
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Arni, Caroline. (2021). Lauter Frauen. Zwölf historische Porträts. Echtzeit Verlag.
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Arni, Caroline. (2004). Entzweiungen : die Krise der Ehe um 1900. Böhlau Verlag.
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Selected Projects & Collaborations
Project cover
Genealogical Diagrams in an Urban Society
Research Project  | 3 Project Members
Das Projekt ist Bestandteil des Sinergia-Projekts «In the Shadow of the Tree. Diagrammatics of Relatedness as Scientific, Scholarly, and Popular Practice» (Prof. M. Sommer, Luzern, Leading house; Prof. C. Arni, Basel; Prof. S. Müller-Wille, Exeter/Lübeck; Prof. S. Teuscher, Zürich). Die Analyse von Genomen hat in den letzten drei Jahrzehnten eine schnelle und umfassende Bestimmung der Abstammung und der Verwandtschaft zwischen Organismen, einschliesslich des Menschen, ermöglicht. Solche "Verwandtschaften" werden gerne in der Form von Baumdiagrammen wiedergegeben. Diese heute geläufige Darstellung hat eine lange kultur- und wissenschaftsgeschichtliche Tradition. Sie war aber bei weitem nie der einzige Versuch, Verwandtschaftsbeziehungen zu visualisieren. Vielmehr wurde vom Mittelalter bis in die Gegenwart in Bereichen von Recht, Religion, Genealogie, Naturgeschichte, Biologie, Anthropologie, Psychiatrie bis Genetik und Eugenik mit linearen Anordnungen, Kreisen, Kegeln, Karten oder Netzwerken experimentiert. Die Forschungsgruppe untersucht vergleichend Verwandtschaftsdiagramme aus verschiedenen Zeiträumen und Kontexten. Im Zentrum stehen Fragen nach der Herstellung, der Konzeption und dem Gebrauch von Diagrammen: Wie werden Daten gesammelt, vermessen, verrechnet, angeordnet? Welche Hypothesen, Theorien und Technologien liegen einem Diagramm zugrunde? Und wie werden Diagramme genutzt - in der Wissensproduktion, aber auch im Sozialen, in Kultur und Politik? Verwandtschaftsdiagramme wurden - und werden - in äusserst verschiedenartigen Bereichen entwickelt und eingesetzt. Um diese Vielfalt erfassen zu können, entwickeln die Forscher eine interdisziplinäre Diagrammatik. Dazu werden Diagramme als hybride Gebilde aus Denken und Handeln, aus Bild und Schrift aufgefasst. Group 3 (Caroline Arni): Genealogical Diagrams in an Urban Society, 19th and early 20th Cen. Group 3 applies the diagrammatic approach to relatedness by examining different kinds of genealogical reconstruction performed within the same social context. Recent research has argued that the shaping of modern concepts of collective entities such as families, national and communal communities, or species has been driven by global exchange and political ruptures: Experiences of diversity and discontinuity, it is argued, generated a need for conceiving continuity through change (f.e. Parnes et al. 2008; Müller-Wille & Rheinberger 2012; Engelstein 2017). While this argument is solidly founded in a historical epistemology that pays attention to contexts of production, it also calls for a methodological expansion with regard to a social-historical approach. The city of Basel in the modern period provides a particularly pertinent case for answering that call. It confronts us with an urban society defined by the global activity of trading houses and industrial entrepreneurship, by a conflict-laden and protracted path to democratization, and by a high influx of migrant workers who came from neighboring cantons as well as from the German and French areas and who constituted a highly mobile and diverse population. Within this society, there existed a great concern for the conceptualization of relations in terms of descent that left its traces in a rich body of archival material. That Basel was also the place where in 1861, J. J. Bachofen made the claim that the very patrilineal order represented in the family trees of his contemporaries was a central pillar of human progress, which he conceived of as a departure from the primordial matrilineal societies, and where in 1874, F. Nietzsche derided the longing for the undisturbed continuity of familial and urban community might just be the kind of arbitrary coincidence history yields. But it certainly adds to the allure of Basel as an exemplary site for exploring how practices of conceiving, determining, and representing relatedness in terms of descent were integral to a specific social and political situation, its history and development. The group examines two sites of such practices: the bourgeois family and the psychiatric institution. They provide material for a diagrammatic approach to how genealogy was practiced in a familial and a scientific context respectively (for the upsurge in genealogical research in diverse areas in this time period, see Gausemeier 2008; for the scientific and cultural use of genealogy in Switzerland, see Germann 2016, 183-221). The two projects' shared framework renders possible the comparison of how these parallel practices of genealogy dealt with and formed a specific historical situation.
Project cover
Die Freundin. Modernes Subjekt und personale Beziehung um 1900
PhD Project  | 2 Project Members
Die Geschichte der Freundschaft als Beziehungsideal ist eine Geschichte von Freunden, verfassten doch Meisterdenker die "Figur des Freundes" gewöhnlich in "Gestalt des Bruders". In einem Zug wies diese Konfiguration Freundschaft als eine horizontale Beziehung von zwei gleich Gearteten und die darin Verbundenen als "männlich" aus. Freundschaft unter Frauen und Freundschaft zwischen den Geschlechtern hingegen waren Figuren der Unmöglichkeit. Die europäische Moderne führte diese androzentrische Fassung von Freundschaft weiter, indem sie "Brüderlichkeit" mit "Freiheit" und "Gleichheit" zum bürgerlich-revolutionären Dreiklang verband und das Horizontale der Freundschaft als jene politische Egalität verfasste, zu der Männer qua ihrer Fähigkeit zu Individuierung begabt waren. Wurde Freundschaft auf diese Weise politisch aufgeladen, so konkretisierte sie ihrerseits das demokratische Ideal in einer androzentrisch verfassten Beziehungsform, was mit dem Ausschluss von Frauen aus politischen Institutionen und Rechten korrespondierte. Zugleich aber eröffnete Freundschaft als Praxis den Frauen auch einen Spielraum. So ist es zu verstehen, dass aufgeklärte Salonnièren im 18. und frühen 19. Jahrhundert ebenso wie feministische Aktivistinnen und weibliche Intellektuelle im 19. und frühen 20. Jahrhundert die Codierung der Freundschaft als Beziehung unter individuierten Gleichen nutzten, um sich als Subjekte im modernen Sinn zur Geltung zu bringen. Hier setzt das Vorhaben ein. Untersucht wird, inwiefern Freundschaft für Frauen eine Praxis der Behauptung weiblicher Subjektivität sein konnte nicht trotz, sondern weil Freundschaft unter Frauen und Freundschaft zwischen den Geschlechtern negiert war: Insofern als die Unmöglichkeit der "Freundin" damit begründet wurde, dass Frauen keine individuierte Gleiche sein konnten, widerlegte weibliche Freundschaftspraxis die Behauptung weiblicher Unfähigkeit zu solcher Subjektivität. Das Projekt geht davon aus, dass dieser Zusammenhang das 19. und 20. Jahrhundert überspannte, konfrontiert diese Annahme aber mit der Beobachtung, dass Thematisierungen von Individualität sich im genannten Zeitraum veränderten und dabei auch Geschlechterdifferenz stets neu ausgerichtet wurde. Zur Untersuchung einer solchen Konstellation von Kontinuität und Diskontinuität bietet sich eine Kombination aus mikrohistorischer Perspektive und fallstudienorientiertem Vorgehen an. Dazu werden Schrifttum und Beziehungspraxis der Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé (1861-1937) ins Zentrum gestellt.
Project cover
Arbeit am Beruf. Feministische Interventionen im 20. Jahrhundert
PhD Project  | 2 Project Members
Die Dissertation ist Teil des Projekts "Differenzierungsarbeit. Aushandlungen von Arbeitskonzepten in Berufsberatung und Frauenbewegung (Schweiz, 20. Jahrhundert)" unter der Leitung von Prof. Dr. Caroline Arni. Mein Projekt fokussiert feministische Entwürfe und Interventionen im Kontext der Berufsberatung im 20. Jahrhundert in der Schweiz. Das Feld der Berufsberatung stellte für feministische Interventionen einen favorisierten Bezugspunkt dar, weil im Beruf verschiedene für die Moderne zentrale Konzepte zusammen kamen: das Konzept moderner (kodifizierter) Arbeit, Konzepte von (arbeitenden) Subjekten sowie Konzepte einer (Arbeits-)Gesellschaft. Berufsberaterinnen, Frauenorganisationen, Verbände und AkteurInnen, die im Bereich der Berufsberatung tätig waren, strebten in immer wieder veränderten Formen ein doppeltes feministisches Ziel an: die Arbeit an Subjekten und für Subjekte einerseits und Veränderungen der Arbeitsgesellschaft und ihrer Institutionen andererseits. Die Berufsberatung wurde zu einem Feld, in welchem seit den 1920er-Jahren Berufsberaterinnen als Expertinnen des Sozialen auftraten. Diese Perspektive beleuchtet die Geschichte der Berufsberatung weniger in Bezug auf ihre formale Institutionalisierung oder als Geschichte einer Passungsanstrengung bzw. unter dem Gesichtspunkt der Produktion von Persönlichkeiten, sondern als Geschichte einer Arena, in welcher Analyse und Kritik von Gesellschaft sowie die Arbeit an Gesellschaft und an Subjekten stattfand. Drei historische Fallstudien konstituieren mein Projekt: Ich bearbeite die Gründung der Zentralstelle für Frauenberufe 1922, für welche sich Frauenorganisationen im Kontext der entstehenden Einrichtungen des Arbeitsmarkts zusammentaten (Teil I); die Differenzierung der Berufsberatungslandschaft in der Mitte des 20. Jahrhunderts und die schichtspezifischen Verwendungsweisen des Berufs anhand der Amtszeit der ersten schweizerischen akademischen Berufsberaterin in Basel-Stadt von 1930 bis 1960 (Teil II) sowie Berufsberatungsangebote für Schulabgängerinnen und Wiedereinsteigerinnen im Kontext der Gleichstellungsdiskurse der 1990er-Jahre (Teil III). Diese Struktur gibt den Blick frei auf Momente, die in geschlechtergeschichtlichen bzw. historiographischen Periodisierungen üblicherweise nicht miteinander kontrastiert werden. Sie dient dazu, feministische Aspirationen in ihrer jeweiligen historischen Situiertheit zu untersuchen und die Unabgeschlossenheit der Verhandlungen zu Arbeit, Subjekt und Gesellschaft zu betonen.