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AVI (Attische Vaseninschriften/Attic Vase Inscriptions) Continued

Research Project
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01.05.2017
 - 30.04.2020

Der Kerameikós von Athen stieg im frühen 6. Jahrhundert v. Chr. zum Zentrum einer Feinkeramik auf, die noch heute zum Besten zählt, was in diesem Kunsthandwerk weltweit je produziert worden ist, und blieb darin über zweihundert Jahre lang führend. Die Gefässe, die vor allem im Rahmen des Symposions verwendet wurden, sind dank ihrer meist vorzüglichen und detailreichen Malereien von höchstem wissenschaftlichen Interesse, zumal sich in jenen Jahrhunderten in Athen bekanntlich eine der grossartigsten Blüten westlicher Kultur entfaltet hat. Sie gehören überdies zu den begehrtesten Objekten öffentlicher und privater Antikensammlungen in aller Welt. Neben figürlichen Darstellungen finden sich auf den griechischen Vasen häufig gemalte (seltener geritzte) Inschriften, vor allem Beischriften zu Figuren, aber auch Maler- oder Töpfersignaturen sowie diverse Sprüche vor allem aus den Bereichen des Trinkens, der Erotik und der Musik. Die attischen Vasen spielen heute im Rahmen der aufstrebenden kulturwissenschaftlichen Betrachtungs- und Erschliessungsweisen der Antike eine eminente Rolle, und die Inschriften geben uns über die dargestellten Motive sowie über die Funktionen der Gefässe und ihre Produktionsbedingungen vielerlei wichtige Aufschlüsse.Die Vaseninschriften, obwohl fast immer kurz, sind zudem sprachwissenschaftlich von grösstem Interesse, was seit dem schmalen, aber epochemachenden Bändchen von Paul KRETSCHMER, Die griechischen Vaseninschriften ihrer Sprache nach untersucht, Gütersloh 1894, der gesamten Altertumswissenschaft wohlbekannt ist: Sie sind unsere hauptsächliche Quelle unter anderem für die attische Umgangssprache in der archaischen und klassischen Zeit, in Ergänzung zur Kunstsprache des Aristophanes. Ihre sorgfältige epigraphische und sprachwissenschaftliche Analyse erlaubt darüber hinaus vielfältige Rückschlüsse etwa auf die soziale und dialektale Herkunft der Vasenproduzenten oder den Einfluss literarischer Werke auf die darstellende Kunst. Das Projekt AVI dient der Erschliessung und Erforschung dieser einzigartigen, aber im einzelnen oft schwer zugänglichen Schriftquellen. Die Basis ist eine umfangreiche Datensammlung von Prof. Henry R. IMMERWAHR (†), University of North Carolina at Chapel Hill, die wir vor fast sieben Jahren in eine relationale Datenbank überführt, über das Internet zugänglich gemacht und durch eine eigens konzipierte Suchmaschine erschlossen haben (s. https://avi.unibas.ch/DB/searchform.html). In den vergangenen drei Jahren lag das Augenmerk erstens auf der Verfeinerung der Datenbankstruktur und zweitens auf der Bereitstellung der Möglichkeit, die Datenbasis (quantitativ) zu erweitern und (qualitativ) zu überarbeiten. In den kommenden Jahren soll dies nun umgesetzt werden, zum einen mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterstelle, zum anderen mittels der «Community» der Spezialisten in aller Welt, die wir zur Mitarbeit ermuntern werden.Zusätzlich wird die wissenschaftliche Erforschung des Materials weitergeführt, vor allem durch den Antragsteller und den wissenschaftlichen Mitarbeiter. Ein zweites internationales Kolloquium 2019 oder anfangs 2020 wird die Wichtigkeit der Vaseninschriften einmal mehr ins Zentrum stellen.

Funding

AVI (Attische Vaseninschriften/Attic Vase Inscriptions) Continued

SNF Projekt (GrantsTool), 04.2017-03.2020 (36)
PI : Wachter, Rudolf.

Members (3)

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Rudolf Wachter

Principal Investigator
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Georg Gerleigner

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Simone Hiltscher

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