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Prof. Dr. Jan Rüdiger

Department of History
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Konkurrieren um die Gottheit. Hierogamie als Strukturmerkmal mittelalterlicher Herrschaftspraktiken.

PhD Project  | 2 Project Members

Der Zugang zum Göttlichen stellte in verschiedensten Epochen der Geschichte eine wichtige Machtressource für die Konsolidierung von Herrschaft dar. Besonders hilfreich war folglich eine besonders enge, geradezu intime Beziehungspflege zwischen Herrscher*innen und Gottheiten. Dies ist in verschiedensten Konstellationen denkbar, sei dies im alten Mesopotamien, wo der sumerische Herrscher zur Gewinnung von Wohlstand und Macht die Göttin Inanna (oder Ishtar) als göttliche Geschlechtspartnerin umwarb, oder im antiken Griechenland, wo ein notorisch untreues Oberhaupt des Götterpantheons mit verschiedenen menschlichen Frauen Nachwuchs zeugte. Besonders für die Antike sind solche geschlechtlichen Verbindungen zwischen göttlichen Wesen beziehungsweise zwischen diesen und Menschen oder sonstige geschlechtliche Verbindungen mit heiligen Elementen bekannt und erforscht und werden unter dem Begriff 'Hierogamie' zusammengefasst. Dieser setzt sich aus den beiden altgriechischen Worten hierós und gámos , Heiligkeit und Geschlechtlichkeit, zusammen und wird meist als 'Heilige Hochzeit' übersetzt. Für das Mittelalter, welches für die für diese Dissertation relevante Epoche ist, sind solche geschlechtlichen Beziehungen mit göttlichem Charakter vor allem in spiritueller und abstrakter Form bekannt, nämlich durch das Konzept der sponsae Christi , der Bräute Christi. (Jung-)Frauen weihen sich Jesus Christus bzw. verloben sich mit ihm, mit der Erwartung des ehelichen Vollzugs im Himmel. Durch diese Weihe wird eine besondere Nähe zu Gott geschaffen und den Gebeten solcher Frauen wurde eine grosse Wirkmächtigkeit zugeschrieben. Im Mittelalter existieren allerdings weitere hierogame Phänomene im gentil-religiösen Kontext, welche bei weitem noch nicht so gründlich erforscht sind wie die christlichen oder antiken Spielarten. An dieser Stelle bieten sich vor allem zwei Regionen an, einerseits das frühmittelalterliche Irland und andererseits das früh- bzw. hochmittelalterliche Skandinavien. Im irischen Kontext soll es um die Untersuchung des banfheis , des Beischlaffests, gehen, in dem eine Frau als Verkörperung der Herrschaft und des Landes dem Herrscher von Tara eine sichere Herrschaft vermitteln soll. Für Skandinavien ist besonders der 'letzte grosse Heide', Jarl Hákon von Lade, bekannt, welcher sich als Gatte einer weiblichen Landesgottheit inszeniert. Das Ziel der Dissertation ist in diesem Sinne, solche hierogame Phänomene als Strukturmerkmale mittelalterlicher Herrschaft aufzudecken und zu untersuchen. Dabei soll der christliche Bezugspunkt der sponsae Christi allerdings nicht ausser Acht gelassen werden.

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Ukraine-Europe - A Thousand Years of Kinship: On the question of dynastic, matrimonial, cultural and political contacts of medieval Ukraine (Kyivan Rus) and the states of Western, Central and Northern Europe in the 11th-12th cc

Research Project  | 3 Project Members

Abstract:Ukraine is an European state with a millennia-old history. Many Ukrainians and persons of Ukrainian-origin took part in the creation of European civilization. In particular, it can be presented by means of an international dynastic interaction of Ukraine with other European countries in the Middle Ages and by the associated monuments of cultural heritage in Europe.The goal of my scientific work is to highlight and preserve valuable individuals from our national history, in the context of European civilization, to acquaint others with the achievements of our compatriots, to make them a conscious and respected heritage of the Ukrainian nation and the world community. This is largely due to the need of our state to reaffirm its European roots, to testify to the millennial commonality of our history, the European context of our cultural development, which is now a matter of life and death for every Ukrainian and Ukraine as a state.

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Aurembiaix, Gräfin von Urgell (a. 1209-1231), in Kontext. Kinderlosigkeit, Weiblichkeit und Frauenherrschaft im 13. Jahrhundert

PhD Project  | 2 Project Members

Durch die Wahrnehmung ihrer sozialen und verwandtschaftlichen Rollen als Töchter, Schwestern, Ehefrauen und Mütter haben in der Mediävistik der letzten 50 Jahren mächtige aristokratische Frauen deutlich an Sichtbarkeit gewonnen. Mächtige aristokratische Frauen, die sich hingegen nicht durch dauerhafte verwandtschaftliche Beziehungen zu Männern (Geschwister, Ehemänner und insbesondere Nachkommen) erschliessen liessen, wurden weitgehend von der Forschung vernachlässigt; das Scheitern ihrer Herrschaft dabei oftmals nicht mehr direkt auf ihr Geschlecht, sondern vielmehr auf ihre fehlende Mutterschaft zurückgeführt. Die kinderlosen Frauen, welche einige katalanische Grafschaften zwischen dem 12. und dem 13. Jahrhundert regierten, bilden hierfür in der Geschichtsschreibung ein aufschlussreiches Beispiel. Aurembiaix (a. 1209-1231), einzige Tochter des Grafen von Urgell, ist unter diesen historischen Figuren in der Regional- und Nationalgeschichte Kataloniens die bekannteste, als Gräfin sowie insbesondere als Konkubine und Vasallin des Graf-Königs von Barcelona Jakob I. (1208-1276). Das vorliegende Projekt nutzt die relative Bekanntheit von Aurembiaix von Urgell, um anhand bisher nur punktuell erschlossener Quellen zu ihrer Figur sowie ihrem verwandtschaftlichen und geographischen Kontext das historiographisch bisher vernachlässigte Zusammenspiel von Kinderlosigkeit, Weiblichkeit, Macht und Frauenherrschaft im 13. Jahrhundert zu untersuchen. An der Schnittstelle zwischen Mikrogeschichte und historischer Anthropologie verortet, stellt das Forschungsvorhaben Aurembiaix von Urgell explizit in einem gesamtsüdwesteuropäischen Kontext. Dieser ermöglicht es, in neuartiger Weise die feudalpolitischen Folgen von Kinderlosigkeit sowohl für ihr verwandtschaftliches Umfeld als auch für die weiteren raum- und zeitnahen (Grafschafts-)Erbinnen zu erfassen. Dieser transregionale Analyseraum überwindet zudem die gängigen geographischen Grenzen der katalanischen und iberischen Geschichtsschreibung und verleiht dem Forschungsvorhaben innovativen Charakter.

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On the Past - Gerald of Wales' Uses of History

PhD Project  | 2 Project Members

Gerald of Wales (1146-c.1223, also known as Giraldus Cambrensis) was one of the outstanding literary figures of the Angevin-Plantagenet Empire, and is therefore well suited for a case-study. Over the three decades of his career, he wrote a vast oeuvre on a variety of topics. His works are usually taken apart, and looked at in respect to specific themes, with a focus on individual texts. In contrast, this thesis proposes to look at Gerald's Opera as a whole in order to analyse his uses of history, and how different contexts influenced this. To determine how Gerald used form and language to construct a historical narrative as a basis for his argumentation on current affairs, this thesis will split the works into three interrelated themes, conquest, politics and the Church. Strongly influenced by the developments in the historical discipline introduced through the linguistic turn , this thesis will have a substantial focus on form, language and rhetoric, in order to determine how Gerald makes form and language work for his intentions. However, there is a still on-going debate on how medieval histories should be approached, and this dissertation will be positioning itself within this debate. Through this, modern scholars will be able to better understand the way Gerald of Wales' works functioned, and to include his case in the on-going larger debates of the perception and construction of history in the High Middle Middle Ages.

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Die Imagination eines "helvetischen Mittelalters" zwischen Klassizismus und Historismus

Research Project  | 2 Project Members

Das hier zur Förderung vorzuschlagende, Disziplinen übergreifende Projekt versucht, durch die Kombination historischer, kunsthistorischer sowie bild- und medienanalytischer Methoden das Paradigma der Rezeptionsgeschichte am Beispiel mittelalterlicher Sammlungsbestände, eines Personalmythologems und ihrer Rolle im ausgehenden 18. sowie des 19. Jahrhunderts weiterzuentwickeln und durch eine Projektionsgeschichte zu ergänzen. Im Zentrum der Untersuchung stehen die Sammlung helvetischer mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Glasmalerei des Dessau-Anhaltinischen Fürsten Franz (1740-1817), die Privatisierungsgeschichte des Basler Münsterschatzes sowie ein in die Frühzeit der Eidgenossenschaft projizierter, mythisierter Nationalheros, Arnold Winkelried. Anhand dieser Themenfelder sollen widersprüchliche Projektionsinteressen gegenüber dem Mittelalter bzw. einem als Mittelalter apostrophierten Segment der Vor- und Frühmoderne herausgearbeitet werden. Die Untersuchung geht von der Fragestellung aus, ob sich insbesondere an der Imagination eines "helvetischen Mittelalters" sowohl Anziehungs- wie Abstossungsmotive rekonstruieren lassen. Gibt es also ein willentliches "Vergessen" (Verdrängen) von "helvetischen Altertümern" durch die Schweizer des 18. und 19. Jahrhunderts? Und suchten diese damit den Weg in die nationale Moderne? Oder sind es umgekehrt regionale Sonderinteressen und Konflikte, die Möglichkeiten der Trennung von solchen Kulturgütern und der mit ihnen verbundenen Traditionssymboliken eröffneten? Umgekehrt ist zu fragen, ob regionale und dynastische Sonderinteressen des borussischen Kulturraumes sich mit Hilfe der als "helvetisch mittelalterlich" gedachten Artefakte gegenüber den ausgreifenden preussischen Grossmachtansprüchen zu behaupten versuchten. Zu fragen ist aber auch, welche inneren Spannungen oder dynastischen Konflikte und Konkurrenzen Sammlungsinteressen auslösten.Die spezifische Ambivalenz des "helvetischen Mittelalters" verkörpert dabei die mythische Gestalt des Arnold Winkelried, die einerseits als genuine Erfindung und damit als reine Imagination zu begreifen ist, andererseits eben dadurch in allen Projektionskontexten verfügbar zu sein schien. So verkörpert sie im "borussischen Kulturraum" ursprüngliche "mittelalterliche Freiheit", während sie helvetisch als Figuration nationaler Moderne fussend auf einer (imaginierten) Kontinuität der Geschichte erscheint. Auf spannungsreiche Weise verbindet sich so ein europäischer Blick auf das "helvetische Mittelalter" mit einer widerständigen Projektion der Regionen gegenüber transregionalen Vereinnahmungen. Wegleitend für die Untersuchung erweist sich dabei Jacob Burckhardts Blick auf die Rolle der "privaten Sammlungen" im Kontext der Frühgeschichte des modernen Sammlungswesens, in denen sich nach Burckhardt ästhetische und historische Interessen mit materiellen und wissenschaftlichen Befunden verbinden und somit imaginäre Projektionen scheinbar objektivieren.

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Schwertträger und Gotteskrieger. Untersuchung zum Verständnis der Kriegergesellschaft in Schwaben im 10.⁄11. Jahrhundert

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Wer ans frühe Mittelalter denkt, hat meist das Bild ungebildeter Krieger und abgeschieden lebender Mönche im Kopf. Die enorme Vielschichtigkeit der schwäbisch-alemannischen Gesellschaft zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert verdient deshalb umso mehr eine fundierte Gesellschaftsanalyse. Die Mischung aus rechtlichen und historiografischen Quellen ermöglicht einen solchen Einblick.

Die Bezeichnung «Kriegergesellschaft» mag eigentümlich klingen, beschreibt aber nichts anderes als das Gros der Akteure, die in der Vielfalt des behandelten Quellenmaterials auftauchen, und zwar vom Ackerbauern bis zum Grafen. Das Fundament hierfür bilden Untersuchungen zu Stand und Aufstiegsmöglichkeiten von hörigen Mägden und Knechten sowie zur Entwicklung der Verwaltungstätigkeit des Klosters St. Gallen. Vielfach waren Fähigkeiten und Aufgaben wichtiger als die Herkunft. Sich selbst von einschränkenden Regelungen des Waffentragens befreiend, konnten zwischen Bruderkriegen, Ungarneinfällen und Investiturstreit selbst Hörige und Kleriker zur leistungsorientierten Kriegergesellschaft gehören. Untersucht werden dabei auch Parallelen einer gesellschaftlichen Transformation um das Jahr 1000 zu den Umbrüchen während der Völkerwanderungszeit. Mit einem Schwerpunkt auf frühmittelalterlichen Urkunden, Chroniken und Gesetzestexten können Veränderungen in der Schriftlichkeit sowie Tendenzen der Dezentralisierung und Militarisierung festgestellt werden, welche für die klassischen Erscheinungen des hohen Mittelalters grundlegend waren.



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Von Idealen und Wirklichkeiten: Schönheitskonzeptionen als Medium politischen Handelns im Empire Plantagenêt

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Als «la plus bele de la cort»beschreibt Chrétien de Troyes Enite, die Protagonistin seines ersten Artusromans Erec et Enide, und verweist damit deutlich auf ihre Schönheit. Marie de France charakterisiert wohl zu derselben Zeit männliche Schönheit und Vortrefflichkeit folgendermassen: «ne pot hum trover [s]i bel, si pruz ne si vaillant, [s]i large ne si despendant».


Doch wie wird diese Schönheit – körperlich wie geistig– in der höfischen Dichtung und weiteren Quellen entworfen und diskutiert? Was bedeutete es, jemanden als schön zu beschreiben und welche gesellschaftlichen und sozio-politischen Implikationen waren mit einer solchen Zuschreibung, oder dem Fehlen dieser, verbunden?

Es ist das Ziel, anhand dieser und weiterer Fragen die Diskurse über Ideale von Frauen- und Männerschönheiten und deren Implikationen zur Zeit der Plantagenêts, also ca. von 1150 bis 1214/1242, zu erfassen und darauf aufbauend der Frage nachzugehen, was diese Diskurse über die «Renaissance» des 12. Jahrhunderts aussagen können und wie diese darin eingebettet sind.

Damit zusammenhängend gilt es in diesem Kontext den Begriff «Renaissance» als Beschreibung dieser Umbrüche, Umwandlungs- und Veränderungsprozesse zu problematisieren und eine alternative Interpretation zu erarbeiten, die Schönheit als handlungsermöglichende Grösse in den Fokus setzten soll.