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Dr.
Anna Theresa Leyrer
Department of History
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Stunde der Frauen, Zeit der Mütter. Geschichtsbezüge und Zukunftsentwürfe im "Frauenaufbruch" 1945 bis 1949"
Research Project  | 1 Project Members

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen sich in Deutschland zahlreiche Frauen in Ausschüssen und Organisationen zusammen und formulierten einen politischen Anspruch: Die Erfahrung der „Männerherrschaft“ des Faschismus begründete ihre Forderung nach einer gesellschaftlichen Neuordnung in Frauenhand. Die Akteurinnen dieses „Frauenaufbruchs“ der Jahre 1945 bis 1949 stehen im Zentrum des Forschungsprojekts.

In diesem Forschungsprojekt von Anna Leyrer soll die Geschichte der „alten“ Frauenbewegungen mit Höhepunkt um 1900 mit der „neuen“ Bewegung nach 1968 verknüpft werden: Es werden Kontinuitäten über die Zäsur des Nationalsozialismus hinweg in den Blick genommen. Dabei haben die am „Frauenaufbruch“ beteiligten Frauen selbst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftsentwürfe miteinander in Bezug gesetzt. Insbesondere in ihrer Rolle als (potentielle) Mütter und als Töchter sahen sich die Frauen für Vergangenheit wie Zukunft verantwortlich. Das Projekt fragt danach, wie es mit dem Bezug auf ein Kollektiv der „Frauen“ und „Mütter“ gelang, Allianzen über ideologisch-politische Trennlinien hinweg herzustellen.

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Die Freundin. Modernes Subjekt und personale Beziehung um 1900
PhD Project  | 2 Project Members
In der Moderne steht Freundschaft für eine Beziehung von Gleichen im Sinn des demokratischen Ideals. Aus der theoretischen Figur des Freundes aber waren Frauen ebenso ausgeschlossen wie aus politischen Rechten. Umso mehr praktizierten sie Freundschaft, um sich als Subjekte zur Geltung zu bringen. Meisterdenker von Montaigne bis Nietzsche behandelten Freundschaft unter Frauen sowie zwischen den Geschlechtern als unmöglich: Der Freund ist stets ein Bruder. Als sich Brüderlichkeit mit Freiheit und Gleichheit zum bürgerlich-revolutionären Dreiklang verband, konkretisierte Freundschaft ein politisches Ideal in einer androzentrischen Beziehungsform. Doch setzt hier auch eine Geschichte der 'Freundin' ein, die von aufgeklärten Salonnièren des 18. Jahrhunderts zu feministischen Aktivistinnen und weiblichen Intellektuellen im 19. und 20. Jahrhundert führt. Sie nutzten Freundschaft, um weibliche Subjektivität zu behaupten. Dies wird anhand der Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé (1861-1937) untersucht, die auf vielfältige Weise Freundin war und über Freundschaft reflektierte. Die Fallstudie trägt nicht nur zu einer Geschlechtergeschichte der Freundschaft bei, die sich mit Androzentrismuskritik nicht begnügt. Sie setzt sich auch kritisch mit dem Narrativ vom Niedergang des Freundschaftsideals und mit der Individualisierungsthese auseinander. Postuliert wird stattdessen, dass 'Beziehung' für die Moderne von epochaler Bedeutung ist und Freundschaft in diesem Kontext immer wieder neu aktualisiert worden ist. Das gilt besonders für die Zeit um 1900, als die Öffentlichkeit eine Krise der Geschlechterbeziehung fürchtete, die Wissenschaften Beziehungsformen theoretisierten und soziale Bewegungen sich vom Bruch mit Beziehungskonventionen Revolutionäres versprachen.
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Die Freundin. Modernes Subjekt und personale Beziehung um 1900
PhD Project  | 2 Project Members
Die Geschichte der Freundschaft als Beziehungsideal ist eine Geschichte von Freunden, verfassten doch Meisterdenker die "Figur des Freundes" gewöhnlich in "Gestalt des Bruders". In einem Zug wies diese Konfiguration Freundschaft als eine horizontale Beziehung von zwei gleich Gearteten und die darin Verbundenen als "männlich" aus. Freundschaft unter Frauen und Freundschaft zwischen den Geschlechtern hingegen waren Figuren der Unmöglichkeit. Die europäische Moderne führte diese androzentrische Fassung von Freundschaft weiter, indem sie "Brüderlichkeit" mit "Freiheit" und "Gleichheit" zum bürgerlich-revolutionären Dreiklang verband und das Horizontale der Freundschaft als jene politische Egalität verfasste, zu der Männer qua ihrer Fähigkeit zu Individuierung begabt waren. Wurde Freundschaft auf diese Weise politisch aufgeladen, so konkretisierte sie ihrerseits das demokratische Ideal in einer androzentrisch verfassten Beziehungsform, was mit dem Ausschluss von Frauen aus politischen Institutionen und Rechten korrespondierte. Zugleich aber eröffnete Freundschaft als Praxis den Frauen auch einen Spielraum. So ist es zu verstehen, dass aufgeklärte Salonnièren im 18. und frühen 19. Jahrhundert ebenso wie feministische Aktivistinnen und weibliche Intellektuelle im 19. und frühen 20. Jahrhundert die Codierung der Freundschaft als Beziehung unter individuierten Gleichen nutzten, um sich als Subjekte im modernen Sinn zur Geltung zu bringen. Hier setzt das Vorhaben ein. Untersucht wird, inwiefern Freundschaft für Frauen eine Praxis der Behauptung weiblicher Subjektivität sein konnte nicht trotz, sondern weil Freundschaft unter Frauen und Freundschaft zwischen den Geschlechtern negiert war: Insofern als die Unmöglichkeit der "Freundin" damit begründet wurde, dass Frauen keine individuierte Gleiche sein konnten, widerlegte weibliche Freundschaftspraxis die Behauptung weiblicher Unfähigkeit zu solcher Subjektivität. Das Projekt geht davon aus, dass dieser Zusammenhang das 19. und 20. Jahrhundert überspannte, konfrontiert diese Annahme aber mit der Beobachtung, dass Thematisierungen von Individualität sich im genannten Zeitraum veränderten und dabei auch Geschlechterdifferenz stets neu ausgerichtet wurde. Zur Untersuchung einer solchen Konstellation von Kontinuität und Diskontinuität bietet sich eine Kombination aus mikrohistorischer Perspektive und fallstudienorientiertem Vorgehen an. Dazu werden Schrifttum und Beziehungspraxis der Schriftstellerin und Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé (1861-1937) ins Zentrum gestellt.