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"Auf dem Prüfstand". Provenienzforschung am Museum der Kulturen Basel

Research Project
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01.07.2023
 - 30.06.2025

Seit seiner Gründung im Jahr 1893 baute das Museum der Kulturen Basel (MKB) ein umfangreiches Netzwerk auf, das vor allem zur Vergrösserung seiner Sammlung genutzt wurde und die Stadt Basel mit der Welt verband. Die Akteur*innen reichen von Kolonialbeamten, Missionar*innen, Kaufleuten, Angehörigen des Bürgertums bis hin zu Wissenschaftler*innen, darunter auch Ethnolog*innen. Viele dieser Akteur*innen, die Objekte an das MKB übergaben, nutzten koloniale Strukturen, waren darin verstrickt oder profitierten von der Kolonialherrschaft. Heute beherbergt das MKB rund 340’000 Objekte. Das Forschungsprojekt «Auf dem Prüfstand» überprüft diese umfangreiche Sammlung auf ihre Provenienz hin.

Das Projekt verfolgt das Ziel, die Sammlung durch eine systematische Bearbeitung der Quellen- und Objektbestände vom 19. Jahrhundert bis 1970 (UNESCO-Konvention) auf ihre kolonialen Zusammenhänge hin zu untersuchen, um so eine Grundlage für künftige Projekte (Fallstudien, Kooperationsprojekte etc.) zu schaffen. Leitidee ist dabei, dass eine ethnologische Provenienzforschung koloniale Kontexte und aktuelle Relevanz der Sammlungen für Herkunftsgemeinschaften und wissenschaftliche Problemstellungen gleichermassen einbeziehen muss.

Im systematischen Screening untersuchen wir die Sammlung nach folgenden Gesichtspunkten:

1) Recherche zur gegenwärtigen Bedeutung von Sammlungen und Interessen der Herkunftsgemeinschaften: Wer interessiert sich für die Objekte der Sammlung des MKB? Gibt es bereits bestehende Portale, Projekte oder Restitutionsforderungen zu ähnlichen Objektbeständen? Welche Formen des Zugangs und der Zusammenarbeit wünschen und priorisieren diese Interessengruppen? Welche weiteren Formen der Zusammenarbeit können sich aus dieser Art des Austauschs ergeben?

2) Archivarbeit: Durch die systematische Auswertung der Museumsarchive (Eingangsbücher, Karteikarten, Protokolle, Jahresberichte, Sammlungsakten) versuchen wir, möglichst viele Informationen zu jedem Eingang in das Museum zu rekonstruieren. Dies führt zu einer erweiterten Dokumentation und einem besseren Verständnis der Museumssammlung, der Institutionsgeschichte und ihren (kolonialen) Verflechtungen.

3) Akteur*innensbasierter Ansatz: Mehr über die Rollen und Netzwerke der Einliefer*innen des Museums herauszufinden, steht im Mittelpunkt der Forschung. Dieser Fokus schärft unser Verständnis für die Umstände des Objekterwerbs.

4) Sichtung der Objekte: Untersuchungen am Objekt können zusätzliche Informationen über ihre Biografie liefern. Welche Spuren finden sich an Objekten und was erzählen sie über ihre Vergangenheit?

5) Kontextualisierung der Herkunft: Weitere Forschungen zu den Kontexten, in denen Akteur*innen an Objekte für die Sammlungen gelangten (z. B. Kolonialkriege, Infrastrukturprojekte), dienen der historischen Einordnung des Objekterwerbs, auch wenn wir die Formen der Interaktion, die bei Handwechseln stattgefunden haben, anhand von Archivmaterial selten rekonstruieren können.

Collaborations & Cooperations

2025 - Participation or Organization of Collaborations on a national level
Schmid, Anna, Direktorin, Museum der Kulturen Basel, Research cooperation

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Konrad Kuhn

Principal Investigator
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Anna Schmid

Principal Investigator