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Die Armenfürsorge in der Schweiz, Deutschland und England zwischen Malthusianismus und Sozialdarwinismus (1870-1933)

PhD Project
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01.09.2022
 - 31.08.2026
In Debatten um Sozialhilfe geht es epochenübergreifend um die Frage, wer als unterstützungswürdig gilt, wessen Anspruch auf Almosen, Armenfürsorge oder Sozialhilfe als legitim betrachtet wird. Die Semantiken, mit denen Fürsorgeansprüche dabei legitimiert oder deligimitmiert wurden, veränderten sich in Westeuropa gerade in der Zeit des späten 19. Jahrhunderts und frühen 20. Jahrhunderts. Das Dissertationsvorhaben untersucht deshalb den Einfluss von malthusianischen und sozialdarwinistischen Vorstellungen auf Diskurs und Praxis der Armenfürsorge in Deutschland, England und der Schweiz zwischen 1870 und 1933. Dieser Untersuchungszeitraum spiegelt die Periode zunehmender Verwissenschaftlichung und Professionalisierung der Armenfürsorge wieder. Methodisch ist die Arbeit in der vergleichenden Geschichte angesiedelt, wobei transnationale Zugänge den Vergleich ergänzen. Es wird untersucht, welche politischen, sozialen und kulturellen Faktoren für die Diskurs- und Rezeptionsmuster von Malthusianismus und Sozialdarwinismus in der Armenfürsorge der drei Staaten verantwortlich sind. Hierfür werden makrohistorische und mikrohistorische Methoden kombiniert: Diskurs und Praxis der Armenfürsorge werden aus vier Perspektiven betrachtet: zwei "von oben", von Seiten der Wissenschaft und Politik; zwei "von unten", von Seiten der lokalen Beamten und Armenfürsorgeempfänger. Letztere wird in Mikrostudien in Oberschlesien, im Aargau und im Black Country vertieft untersucht. Als Quellen sollen Personenakten von Fürsorgebehörden, Egodokumente der Fürsorgeempfänger, Zeitschriften und Tagungsschriften von Armenpflegevereinen genutzt werden. So soll der Einfluss transnationaler Verflechtungen und Diskurse auf das Individuum sichtbar gemacht werden, welches gleichzeitig die Agency hat, Freiräume in der lokalen Praxis der Armenfürsorge auszuhandeln. Die Dissertation will so das Spannungsverhältnis zwischen großer transnationaler Entwicklung und kleinräumiger lokaler Auswirkung beleuchten und die Frage aufwerfen, wie "groß" oder "klein" Sozialstaatsgeschichte gedacht werden muss.
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Sandra Rebecca Fleischmann
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Martin Lengwiler
Principal Supervisor