Legitimationsstrategien türkischer und tunesischer Parteien im 21. Jahrhundert
Research Project
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01.02.2021
- 31.01.2025
Die politischen Entwicklungen der Türkei und Tunesiens im 21. Jahrhundert weisen einige spannende Gemeinsamkeiten auf. Beiden Ländern wurde aufgrund ihrer muslimisch-konservativen Parteien eine potenzielle Vorreiterrolle für andere nahöstliche Staaten zugeschrieben. Galt dies für die türkische AKP insbesondere in den frühen 2000er Jahren, avancierte die tunesische Ennahda nach dem Sturz Ben Alis in den 2010er Jahren zum neuen Hoffnungsträger bezüglich der Vereinbarkeit von Demokratie, liberaler Marktwirtschaft und muslimischem Glauben. Infolge der stockenden, beziehungsweise im Falle der AKP, gescheiterten demokratischen Konsolidierung können heute beide Fälle als (vorerst) missglückt betrachtet werden. Hinzu kommt, dass beide Staaten in den letzten 10-15 Jahren eine Neuordnung ihrer politischen Systeme durchlebten. Während die AKP mit der Entmachtung der kemalistischen Eliten einen systemimmanenten Regimewechsel initiieren konnte, vollzog sich in Tunesien mit dem Sturz Ben Alis ein vollständiger Ordnungsbruch. Das Forschungsprojekt untersucht in einer vergleichenden Analyse anhand von Partei- und Wahlprogrammen die Legitimationsstrategien der einflussreichsten politischen Akteure der beiden Staaten im 21. Jahrhundert. Zwei grundlegende Fragen dabei sind: 1. Überwiegen ökonomische Aspekte und der demokratische Prozess oder dominieren wertebasierte und affektive Narrative wie Nationalismus und Religion? 2. Erfüllen die islamischen Akteure AKP und Ennahda ihre - intern und extern beanspruchte Sonderrolle - indem sie wesentlich von den Politikentwürfen der anderen Parteien abweichen?