«Von der Eydgnoschafft will ichs heben an [...]». Liedflugschriften als (vokale) Medien eidgenössischer Bündnisbeziehungen im 16. Jahrhundert
PhD Project
|
01.08.2019
Im Zentrum des Forschungsvorhabens stehen Liedflugschriften aus dem Raum der Eidgenossenschaft im 16. Jahrhundert. Während die ältere Schweizer Forschung frühneuzeitliche Liedflugschriften hauptsächlich unter dem Aspekt der «Volksdichtung» und «Volkskultur» betrachtete, wurde in den letzten Jahren zunehmend auch die Funktion von Liedern und Liedflugschriften als Medium politischer Kommunikation hervorgehoben. Wichtige Impulse kommen dabei aus mediengeschichtlichen Untersuchungen zur Flugpublizistik im deutschsprachigen Raum wie auch aus der internationalen Forschung, die vermehrt nach den Funktionen von Liedern und Liedflugschriften in Politik und Gesellschaft gefragt hat. Diese Impulse aufnehmend, fragt das Dissertationsprojekt nach der Rolle von Liedflugschriften als Medien der «Bündnispraxis» in der Eidgenossenschaft des 16. Jahrhunderts, das heisst den Dreizehn Orten und ihren Zugewandten. Zu diesem Zweck wird erstens die mediale «Aufarbeitung» der Bündnisthematik in den Blick genommen. Besondere Beachtung sollen dabei unter anderem die intertextuellen beziehungsweise intermedialen Bezüge erhalten, wie sie etwa in der Praxis der Kontrafaktur, aber auch in Form von Bezugnahmen auf Chroniken, Flugblätter, mündlich kolportierte oder handschriftliche Nachrichten und vice versa in Erscheinung treten. Zweitens werden zeitgenössische Diskussionen über die politische Wirkmacht von Liedflugschriften und deren Einfluss auf die Bündnispraxis untersucht. In diesem Zusammenhang soll unter anderem auch danach gefragt werden, welche medialen Praktiken, aber auch welche Akteure sich in diesen Diskussionen als bedeutsam erweisen. Als Teil des SNF-Forschungsprojekts «Macht der Stimme» soll das Forschungsprojekt dabei nicht zuletzt den Funktionen vokaler Kommunikation besonders Rechnung tragen. Der zeitliche Rahmen der Untersuchung orientiert sich vorerst am zweiten Landfrieden von 1531, der in späteren Diskussionen über Flugpublizistik konsequent als rechtlicher Referenzpunkt erscheint, und der Wende zum 17. Jahrhundert. Erstbetreuer: Prof. Dr. Jan-Friedrich Missfelder