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Kollektives Planen und Wohnen: Ethnografie gemeinsamer Selbsthilfe im Wohnungswesen

Research Project
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01.04.2016
 - 31.12.2022

Seit den späten 1980erJahren zeichnet sich in Zentral- und Westeuropa eine Revitalisierung gemeinschaftlich-kooperativer Ideale und Praktiken im Wohnungsbau ab. Einerseits planen etablierte genossenschaftliche Wohnbauträgerschaften, die sich über Jahre vor allem dem Bestandserhalt gewidmet haben, wieder neue Wohnhäuser und Siedlungen. Andererseits beginnen zunehmend auch neu gegründete Trägerschaften Wohnbauprojekte umzusetzen und experimentieren dabei mit gemeinschaftlicheren Wohnformen und alternativen Formen des Zusammenlebens in Nachbarschaften. In der Schweiz knüpfen viele von ihnen an die traditionsreiche Rechts- und Organisationsform der Genossenschaft an und experimentieren mit genossenschaftlichen Idealen wie der Selbsthilfe, demokratischer Entscheidungsfindung, Partizipation und Solidarität. Den neugegründeten Wohnbauträgern, oder vielmehr ihren Wohnbauprojekten wird im wissenschaftlichen und vor allem auch im gesellschaftspolitischen Diskurs viel Aufmerksamkeit geschenkt. Im Fokus stehen dabei häufig die architektonische Gestaltung der Bauobjekte, eine Architektur der Gemeinschaft, die zugleich dem Wunsch nach Privatsphäre und Gemeinschaftlichkeit gerecht werden soll, oder nachhaltige Lebensführungspraktiken im Alltag gemeinschaftlicher bzw. genossenschaftlicher Siedlungen. Den Organisationsweisen und den Planungs- und Entwicklungsprozessen der sogenannt jungen wilden Genossenschaften wird hingegen bislang fast ebenso wenig Beachtung geschenkt, wie den Fragen, was das Feld genau unter Gemeinschaftlichkeit und Kooperation versteht; woran dabei anknüpft wird und wovon sich die sogenannt jungen wilden Genossenschaften abgrenzen und vor allem aber: wie Kooperation und Gemeinschaftlichekt in Organisationen gemeinsamer Selbsthilfe im Wohnungswesen hervorgebracht, geformt, gelebt, in den Planungs- und Entwicklungspsrozessen stabilisiert und als zukünftiges Praxis der Planung und Entwicklung von Wohnraum inszeniert wird. Die Grundlage für die als Ethnografie konzipierte Untersuchung bilden Daten, die im Rahmen des vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten Forschungsprojekts "Transformative Gemeinschaften als innovative Lebensformen? zwischen 2016 und 2020 vornehmlich bei neugegründeten Wohnbaugenossenschaften in der Deutschschweiz erhoben wurden, die im Begriff waren ihre ersten Wohnbauprojekte zu planen und zu entwickeln bzw. zu realisieren. Die Untersuchung hat demnach zum Ziel die Organisation kollektiven Planens und Wohnens und die Formung und Stabilisierung von Gemeinschaftlichkeit und Kooperation in Organisationen gemeinsamer Selbsthilfe/genossenschaftlichen Organisationen des Wohnungswesens zu beleuchten. Damit bewegt sich die Untersuchung an den Schnittstellen zwischen Wohn- und Stadtforschung, Organisationssoziologie und Genossenschaftsforschung.

Publications

Frischknecht, Sanna, Wetzel, Dietmar Jürgen and Maurer, Moritz (2020) ‘Formierungsprozesse “von unten” erforschen. Werkstattbericht einer Spurensuche im Wohnungswesen und der Landwirtschaft’, in Eckardt, Frank; Brokow-Loga, Anton (ed.). oekom: oekom.

Frischknecht, Sanna and Haas, Benjamin (2020) ‘Ethnografische Ansätze in der Genossenschaftsforschung - Felder, Methoden und Erkenntnisinteressen’, in Schultz-Nieswand, Frank; Blome-Drees, Johannes; Göler von Ravensburg, Nicole; Jungmeister, Alexander; Schmale, Ingrid (ed.) Handbuch Genossenschaftswesen. Wiesbaden: Springer Fachmedien (Handbuch Genossenschaftswesen). Available at: https://doi.org/10.1007/978-3-658-18639-5_10-1.

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Wetzel, Dietmar Jürgen and Frischknecht, Sanna (2018) ‘Wohnen als soziale Innovationen deuten? Gemeinschaftlich-kooperative Wohnformen in der Deutschschweiz’, in Franz, Hans-Werner; Kaletka, Christoph (ed.) Sozialwissenschaften und Berufspraxis. Wiesbaden: Wiesbaden (Sozialwissenschaften und Berufspraxis). Available at: https://doi.org/10.1007/978-3-658-18532-9_14.

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Axel Paul

Principal Investigator
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Sanna Frischknecht

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