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Dissertationsprojekt: Die Legitimität der Geldpolitik in der Eurokrise

Research Project
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01.09.2014
 - 01.08.2018

Durch die umstrittenen Maßnahmen der EZB zur Bekämpfung der "Eurokrise" sind Fragen nach legitimen Zielen und Mitteln von Geldpolitik im Europäischen System der Zentralbanken (ESZB) erneut virulent geworden. Trotz der offen zu Tage tretenden Legitimierungsschwierigkeiten ist bisher jedoch nicht systematisch untersucht worden, ob und, wenn ja, welche Handlungsalternativen von der EZB und den nationalen Zentralbanken in Erwägung gezogen wurden. Dass die Entscheidungen durch Interessen oder Ordnungsvorstellungen von (mächtigen) Finanzmarktakteuren beeinflusst sind, wird zwar vermutet bzw. behauptet, jedoch nicht genauer beschrieben oder belegt. Plausibler hingegen scheint es, dass die EZB in ihrer Geldpolitik einer spezifischen Finanzmarktrationalität folgt. Dies hieße, dass sich kollektive Deutungen der Finanzwirtschaft den geldpolitischen Autoritäten gegenüber als legitime Geltungsansprüche durchsetzen und in praktikable geldpolitische Strategien übersetzt würden. Darüber hinaus treffen im ESZB mit den beiden größten Volkswirtschaften Frankreich und Deutschland unterschiedliche nationale Zentralbanktraditionen aufeinander, die stellvertretend für zwei Modelle der Geldpolitik stehen. Kritiken und Rechtfertigungen der Mandatsüberschreitungen aus dem Umfeld der nationalen Zentralbanken und der nationalen Finanzsektoren dürften unterschiedliche normative Begründungszusammenhänge widerspiegeln, insbesondere in Bezug auf das Problem der Zentralbankunabhängigkeit sowie der Abwägung legitimer geldpolitischer Mittel und Ziele. Vor diesem Hintergrund vergleicht das Dissertationsprojekt die Problemdefinitionen und Lösungskonzepte, die einerseits seitens der deutschen und französischen Zentralbanken und andererseits seitens deutscher und französischer Finanzmarktakteure im Vorfeld der Beschlüsse zu den Anleiheankäufen in den Jahren 2010, 2012 und 2015 vertreten wurden. Eine Rekonstruktion der ausschlaggebenden 'ideellen' Begründungszusammenhänge lässt zum einen darauf schließen, welche der genannten Akteursgruppen mit ihren geldpolitischen Interessen und Ordnungsvorstellungen Einfluss auf den Kurs der EZB genommen haben. Zum anderen erlaubt es Rückschlüsse darauf, wie sich die Bezugsrahmen zur Deutung und Legitimierung von Geldpolitik im Verlauf der Krise insgesamt verschoben haben. Die Datengrundlage bilden öffentlich verfügbare Dokumente der EZB, der Deutschen Bundesbank und der Banque de France sowie der französischen und deutschen Großbanken und ihrer Interessenverbände. Ergänzend werden Experteninterviews zur Relevanz und Deutungsstärke von Akteuren und Instanzen geführt.

Publications

Flachmeyer, Malte and Paul, Axel (2018) ‘Bridge over Troubled Waters. Die EZB, die Euro-Rettung und die Politisierung der Geldpolitik’, Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 70(Supplement 1), pp. 495–515. Available at: https://doi.org/10.1007/s11577-018-0555-5.

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Axel Paul

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Malte Flachmeyer

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