FV-31 Beeinflussen Qualitätsinformationen die Wahl des Spitals
Research Project
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01.01.2014
- 31.12.2014
Medizinische Qualitätsindikatoren werden vom Bundesamt für Gesundheit für alle Spitäler ausgewertet; sie sind auf dem Webportal öffentlich zugänglich. Die Qualitätsinformation kann für einweisende Ärzten und für Patienten eine Hilfe bei der Spitalwahl sein. Bei der empirischen Schätzung dieses Einfluss ergibt sich ein Endogenitätsproblem, da es offen ist, ob Patienten Spitäler mit hoher Qualität wählen oder umgekehrt die Qualität in einem Spital deshalb hoch ist, weil es von vielen Patienten gewählt wird. Das neue Gesetz über die Spitalfinanzierung, welches seit Anfang 2012 in Kraft ist, bietet eine vielversprechende Möglichkeit, das Endogenitätsproblem zu lösen. Unter anderem sieht es die freie Spitalwahl für alle Versicherten vor. Davor waren Spitalaufenthalte ausserhalb des Wohnkantons mit erheblichen Mehrkosten für den Patienten verbunden; Krankenkassen deckten nur in speziellen Fällen die Behandlungskosten. Falls die Qualität entscheidend für die Spitalwahl ist, sollte dieser Zusammenhang bei der Öffnung der kantonalen Spitalmärkte offenbar werden. Es ist geplant, die Zahl der ausserkantonalen Behandlungen mit den verschiedenen Qualitätsindikatoren in Verbindung zu bringen. Insbesondere soll die Veränderung dieser Behandlungen vor und nach in Kraft treten der neuen Spitalfinanzierung untersucht werden, um so den kausalen Zusammenhang identifizieren zu können. Einerseits sollen die vom Bundesamt für Gesundheit veröffentlichten Qualitätsindikatoren, andererseits aus Patientendaten selbst berechnete Indikatoren verwendet werden. Mit der Medizinischen Statistik des Bundesamtes für Statistik steht ein sehr reichhaltiger Datensatz über stationäre Behandlungen zur Verfügung, anhand dessen die geplanten detaillierten Analysen angegangen werden können. Der Datensatz umfasst alle stationären Behandlungsfälle der Schweiz im Zeitraum 2008 bis 2012. Medizinische Diagnoseinformation, Patienteninformation, wie auch Information zu den Leistungserbringern sind im Datensatz enthalten. Verschiedene Initiativen zielen auf eine Intensivierung des Wettbewerbs im Spitalsektor ab. Erkenntnisse über den Einfluss von Qualitätsinformationen auf die Spitalwahl lassen Rückschlüsse auf die Wirkungsweise des Wettbewerbs zu. Auch ist dieses Wissen hilfreich bei der Gestaltung künftiger Reformen im stationären Sektor, insbesondere bezogen auf die Erfassung und Veröffentlichung von Qualitätsinformation über Leistungserbringer. Neben dem Nutzen für den nationalen Gesundheitssektor und deren Akteure trägt die Analyse auch zur internationalen Fachliteratur bei. Die Erweiterung der Spitalwahlmöglichkeiten von Patienten durch das neue Spitalfinanzierungsgesetz stellt einen besonders geeigneten Untersuchungsrahmen dar, um die Forschungsfrage zum Zusammenhang zwischen Behandlungsqualität und Spitalwahl zu beantworten.