FV-21 Qualität und Markmacht im Schweizer Spitalsektor
Research Project
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01.01.2013
- 31.12.2013
Der Schweizer Spitalsektor ist einem tiefgreifenden Wandel unterworfen, unter anderem verursacht durch die vom Parlament 2007 beschlossene neue Spitalfinanzierung. So werden seit Anfang 2012 alle Behandlungen im Spital mit diagnosebezogenen Fallpauschalen vergütet. Diese im Ausland (z.B. USA, Deutschland) bereits weit verbreitete Vergütungsform hat dort zu einer stärkeren Spezialisierung der Spitäler geführt, löste eine Welle von Spitalfusionen aus und damit die Marktstruktur nachhaltig verändert. Das neue Gesetz über die Spitalfinanzierung stellt zudem private und öffentliche Spitäler einander gleich und beseitigt bisher bestehende gesetzliche Hürden für medizinische Leistungen, welche in Spitälern ausserhalb des Wohnkantons eines Patienten erbracht werden. Von diesen Massnahmen erhofft man sich ebenfalls eine Intensivierung des Wettbewerbs im Spitalsektor, der dazu führen sollte, die im internationalen Vergleich sehr hohe Vorhaltung an stationären Kapazitäten abzubauen. Im vorliegenden Projekt soll der Zusammenhang zwischen der Qualität von stationären Behandlungen und der Wettbewerbssituation im Spitalsektor untersucht werden. Der Krankenhausmarkt ist durch monopolistische Konkurrenz gekennzeichnet, weil Patienten und zuweisende Ärzten eine starke Präferenz für eine wohnortsnahe Versorgung haben. Ihre relative Marktmacht können die Leistungserbringer über höhere Preise oder veränderte Qualität umsetzen. Mit der fallpauschalierten Vergütung ist eine neue Situation entstanden, die man für die Untersuchung nutzen kann. Es ist geplant, die Marktkonzentrationen auf verschiedenen geografischen Ebenen zu ermitteln. Weiter sollen unterschiedliche Definitionen des relevanten Markts betrachtet werden: Gesamter Spitalsektor, einzelne Abteilungen und sowie auf der Ebene der Major Diagnostic Category MDC. Die gewonnen Informationen über die Wettbewerbssituation werden sodann genutzt, um den Zusammenhang zwischen Marktmacht und Qualität im stationären Bereich zu untersuchen. Die Messung der Qualität von stationären Behandlungen stellt dabei eine Herausforderung dar, welche die Wissenschaft schon seit langem beschäftigt. Für das beantragte Projekt soll mehrere Qualitätsindikatoren basierend auf der Struktur, den Prozessen und dem Ergebnissen von stationären Behandlungen berechnet und verwendet werden. Mit der Medizinischen Statistik des Bundesamtes für Statistik steht ein sehr reichhaltiger Datensatz über stationäre Behandlungen zur Verfügung, anhand dessen die geplanten detaillierten Analysen umgesetzt werden können. Der Datensatz umfasst alle stationären Behandlungsfälle der Schweiz im Zeitraum 2008 bis 2011. Im nächsten Jahr wird auch der Datensatz für 2012 vorlegen. Medizinische Diagnoseinformationen, Patienteninformationen als auch Informationen zu den Leistungserbringern sind im Datensatz enthalten. Methodisch lässt sich der Zusammenhang zwischen Qualität und Marktkonzentration anhand multivariater Datenanalysen ermitteln. Das Projektteam hat sich in einem vorangegangen Projekt bereits mit der Datengrundlage vertraut gemacht und kennt die dadurch gebotenen Möglichkeiten und Grenzen.