NCCR Eikones 09-13, Modul 10: Frequenzen und Felder in der Kinowahrnehmung
Research Project
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01.10.2011
- 30.09.2013
Wenn sich die Forschungen im Modul «Frequenzen und Felder in der Kinowahrnehmung», das sich insbesondere dem Kino und entsprechend historisch ausdifferenzierten Formen audiovisueller Dispositive widmet, mit der Ästhetik filmischer Bilder auseinandersetzen, steht damit sowohl die Wirkung des Medialen als auch die Organisation sinnlicher Wahrnehmung unter Bedingungen je historisch technischer Medien zur Diskussion. Es geht sowohl um eine epistemologische Ästhetik der Filmbilder, um «ästhetische Form kritischer Urteile» als auch um eine kritische Theorie der Ästhetik filmischer Bilder, darum, im Kino Phänomene «zur Selbstbesinnung» zu bringen. Filme werden daher unter philosophischen, kultursoziologischen und wissenshistorischen Aspekten und im Kontext ästhetischer, technikhistorischer und naturwissenschaftlicher Modelle betrachtet, um filmspezifische Strategien der Wahrnehmung über Dramaturgie und Narration hinaus zu bestimmten. Ausgehend von der Erfahrung, dass Bilder ihre Wirkungen auch als Akte, Kräfte oder als physische Effekte entfalten, werden historische Wissensformationen psychophysischer Felder und Feldwirkungen, Modelle des Lichts und der Frequenzen sowie historische Formen der Produktion von Bewegungseindrücken und -illusionen in Bildern untersucht, um schliesslich einen Begriff der Medialität von Kinobildern daran scharf zu stellen. Die drei Elemente die, initiiert von Henri Bergsons 'Materie und Gedächtnis', Kinotheorie bis heute leiten, formen die Pole des Dreiecks unserer laufenden Forschungsprojekte: Wahrnehmung, Bewegung und Politische Theorie: «Der Geist entnimmt der Materie die Wahrnehmungen, aus denen er seine Nahrung zieht, und gibt sie ihr als Bewegung zurück, der er den Stempel seiner Freiheit aufgedrückt hat.» Das Projekt wird in drei Zeiträumen der Kino/Mediengeschichte die Ästhetik von Lichtbildern und -spielen als Wahrnehmung in historischen Technik- und Diskursformationen untersuchen: im frühen Kino zwischen 1910 und 1920 im Kontext der Medialität von Bewegung; im expressionistische Kino im Kontext des Feldbegriffs (Kandinsky, Murnau, Eisner) und schliesslich in den Nachkriegsavantgarden und ihren Licht- und Bewegungsstudien, die explizit als Kritik an westlicher Wahrnehmung theoretisch und künstlerisch realisiert waren. Mit dem Frequenzparadigma und anschließenden Modellen des Feldes lassen sich Fragen der Übertragung als Funktionen und Phänomene beschreiben, die als Funken, Strahlen, Kraftlinien Bewegungsräume generieren und so in Wahrnehmung intervenieren. Ausgehend von solchem medialen Operieren der Kinobilder wäre die Bedeutung filmischer Bilder zwischen Ästhetik und Politischem neu zu erfassen.