Quellen zur Geschichte der Phönizier. Textsammlung mit Übersetzung und Kommentar
Research Project
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01.04.2006
- 31.12.2011
Ziel der geplanten Forschungsarbeiten ist die Sammlung, Übersetzung, Kommentierung und Auswertung der Schriftquellen zur Geschichte der Phönizier. Diese Quellen bestehen zu etwa zwei Dritteln aus semitischen und zu etwa einem Drittel aus griechisch-römischen Texten, hinzu kommen einige ägyptische Nachrichten. Die erhaltene schriftliche Überlieferung beinhaltet sehr verschiedene Ansätze in regionaler, thematischer, soziologischer, chronologischer und staatstheoretischer Sicht, was darauf zurückzuführen ist, dass die Autoren verschiedenen Zeiträumen, Ethnien und Gesellschaften angehören. Die mit den Phöniziern befassten Fächer bemühen sich seit einiger Zeit, durch bessere Zusammenarbeit ein komplexeres und genaueres Bild von diesen zu gewinnen. Vollständig gelingen wird dies jedoch erst, wenn man das gesamte schriftliche Material aufarbeitet, vergleicht, vernetzt und versucht, dadurch zu fundierteren Ergebnissen zu kommen, als dies bislang aufgrund der gegebenen Fachbarrieren möglich war. Die Phönizier sind ein Teil der kanaanäischen Bevölkerung, die seit dem 2. Jt. v.Chr. in Syrien und Palästina nachweisbar ist. Die mit dem Hebräischen verwandte kanaanäische Sprache hielt sich in diesem Raum nur bei den Phöniziern fast bis zum Ende der vorchristlichen Zeitrechnung, während sie sonst nach der Umbruchzeit an der Wende vom 2. zum 1. Jt. v.Chr. allmählich vom Aramäischen bzw. Griechischen überlagert wurde. Kernland der Phönizier war der heutige Libanon, von wo aus sie im 1. Jt. v. Chr. Siedlungen im gesamten Mittelmeerraum gründeten. Die bekannteste dieser Gründungen ist Karthago. Die Projektarbeit wird sich auf das phönizische Kernland und die von dort ausgehenden Aktivitäten im Vorderen Orient und im Ostmittelmeerraum, dort insbesondere die Insel Zypern, erstrecken. Der zu erfassende Zeitraum wird vom Beginn des 1. Jts. bis zum 2. Jh. v.Chr. reichen, da nur in diesen etwa acht Jahrhunderten - von den schriftlichen Quellen her gesehen - eine deutliche phönizische Identität erkennbar ist. Vermutlich liegt das daran, dass Phönizien bis in das 12. Jh. v.Chr. hinein unter ägyptischer Vorherrschaft stand und seit dem Fall von Tyros 332 v.Chr. während der Eroberung des Perserreiches durch Alexander den Grossen nach und nach in den hellenistischen Nachfolgestaaten des Alexanderreiches und schliesslich im Römischen Reich aufging. Träger der phönizischen Identität waren einzelne Stadtstaaten, an ihrer Spitze Tyros und Sidon. Sie erlebten vom 10. bis zum 4. Jh. v.Chr. ihre Blütezeit und wurden reich und mächtig trotz zeitweiliger (unterschiedlich starker) Abhängigkeit vom assyrischen und neubabylonischen Reich und Zugehörigkeit zum Perserreich. Durch ihre Lage zwischen Ost und West und ihre ausgedehnten Handelsaktivitäten waren die Phönizier prädestiniert als Kulturvermittler zwischen dem Vorderen Orient und den Griechen und somit ein wichtiger Faktor im Bereich der antiken Ost-West-Beziehungen.