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Die Ko-Produktion von Nacht und Stadt

Research Project
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01.01.2011
 - 31.10.2015

Dass Nacht und Tag sich angleichen, wird heute in verschiedenen Zusammenhängen festgestellt: Sei es durch veränderte persönliche Tagesrhythmen, sei es durch die Ausleuchtung des nächtlichen urbanen Raums, sei es durch Partys, die rund um die Uhr gefeiert werden, oder sei es durch längere Ladenöffnungszeiten und Fahrzeiten des öffentlichen Verkehrs. Entsprechend werden in Diskussionen um Lichtverschmutzung, Lärm und um einen angemessenen Kulturbetrieb, über lohnenswerte Öffnungszeiten und Fahrpläne Nacht verhandelt. Paradoxerweise wird dabei Nacht im Zuge ihres festgestellten Verschwindens als Realität kommunikativ erschaffen und so erfahrbar, verkaufbar sowie planbar gemacht. Auch die Benennung von Events mit Schlagworten wie "Museumsnacht", "Sportnacht", "Nacht der Literatur" weist darauf hin, dass sich Tag und Nacht nur scheinbar angleichen. Die Nacht bleibt als Begriff, der etwas bezeichnet und unterscheidet, relevant. Wie funktioniert diese Herstellung von Nacht als kulturelles Muster im städtischen Raum? Und wenn Nacht relevant bleibt, was ist dann ihre Funktion? Das Projekt "Die Ko-Produktion von Nacht und Stadt" beschäftigt sich mit der Herstellung von Nacht in Basel. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie Debatten, Wahrnehmungen und Aneignungen von Basel, Nacht und menschlichen Akteur_innen in Basel gestaltet werden und inwieweit sie sich gegenseitig bedingen. Diesem Forschungsinteresse liegt das konstruktivistische Verständnis zugrunde, dass die Stadt nicht als fester geografischer Raum, die Nacht nicht als geschlossenes zeitliches Gefüge und eine Person nicht ontologisch als substanzielles, kohärentes Selbst betrachtet werden können. Nacht, Stadt und Personen entstehen vielmehr erst über Bewegungen und Kommunikationen als soziale Wirklichkeiten. In der postindustriellen Stadt nehmen Ansprüche an und Zugriffe auf urbane nächtliche Räume wie auch darin gemachte Erfahrungen neue Formen an. Dies wird in Debatten um Sicherheit, Ordnung und Stadtbilder, aber auch in neuen Veranstaltungsformen und Festpraktiken sowie in raumbezogenen staatlichen und nichtstaatlichen Interventionen deutlich. Nacht, Stadt und die Idee vom urbanen Menschen zeigen sich hier in ihrer historischen Bedingtheit. So ist anzunehmen, dass sich die Funktionen von Nacht, die Imaginationen der Nächte und Erfahrungen von Nacht verändern. Wie beeinflussen kollektive Erwartungen an einen Raum je nach Tageszeit das Verhalten und die bauliche Gestaltung der Räume? Und wie wirken diese wiederum auf Erwartungen und Selbstdeutungen der Akteur_innen zurück? Wie werden Räume der Nacht gestaltet, erfahren und imaginiert? Wie hängen Erwartungen an die Nacht mit Imaginationen einer Stadt zusammen? Kurz: Wie entstehen Nacht und Stadt in Basel durch die Zirkulation von Personen, Wissen, Stimmungen und Objekten?

Collaborations & Cooperations

2015 - Participation or Organization of Collaborations on an international level
Moser, Johannes, Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Joint PhD project

Publications

Massmünster, Michel (2017) Im Taumel der Nacht. Urbane Imaginationen, Rhythmen und Erfahrungen, Kaleidogramme. Berlin: Kadmos (Kaleidogramme).

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Massmünster, Michel (2016) ‘‘Die Nacht ist mein, der Tag ist dein!’ Grenzaushandlungen bei der Konstitution von Nacht’, in Picard, Jacques; Chakkalakal, Silvy; Andris, Silke (ed.) Grenzen aus kultur­wissenschaftlichen Perspektiven. Berlin: Panama (Grenzen aus kultur­wissenschaftlichen Perspektiven), pp. 337–351.

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Massmünster, Michel (2015) ‘Du versinkst so in den Rhythmen der Nacht’, stadtform, 1(1), pp. 43–45.

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Massmünster, Michel (2015) ‘Vom Ende der Welt her gedacht’, Berliner Blätter, 68, pp. 104–105.

Massmünster, Michel (2014) ‘Kälter als draussen. Eine fragmentarische Beschreibung von Nacht als ordnungsstiftende Erwartung’, Kuckuck, 29, H. 1(1), pp. 36–38.

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Massmünster, Michel (2014) ‘Nächtliches Lärmempfinden. Ambivalenzen eines sozialen Gefühls’, Schweizer Volkskunde, 104(2), pp. 34–37.

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Massmünster, Michel and Bezzola, Franco (2014) ‘In Basel fliesst nur der Rhein - zur Wahrnehmung von Stadt am Beispiel eines dringenden Bedürfnisses’, Regio Basiliensis, 55(2), pp. 57–66.

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Massmünster, Michel (2012) ‘Das Geschäft mit den Grenzen : Selbstbeschreibungen von Basel im Blick des Studienschwerpunktes ‘Stadt und Genzen’ am Seminar für Kulturwissenschaft’, Schweizer Volkskunde, 102(1), pp. 7–11.

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Massmünster, Michel (2009) ‘‘Do you wanna touch the night tonight?’ : Erkundungen zum nächtlichen Vergnügen der Turbojugend Basel’, Kuckuck, 2/09, pp. 14–18.

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Members (2)

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Walter Leimgruber

Principal Investigator
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Michel Massmünster

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