UNIverse - Public Research Portal
Project cover

Eltern-Los: Das entfernte Kind - Die Missionskinder der Basler Mission.

Research Project
 | 
01.04.2010
 - 30.09.2011

Das bisher kaum erforschte Phänomen der Missionskinder der Basler Mission wird aus kulturwissenschaftlicher Sicht unter verschiedenen Aspekten untersucht. Aus der Perspektive aller beteiligten Personen werden die kommunikativen, ökonomischen, religiösen und kulturellen Verflechtungen des Phänomens der Missionskinder analysiert und interpretiert. Bei den meisten protestantischen Missionsgesellschaften des 19. Jahrhunderts war es gängige Praxis, dass die Missionsehepaare ihre Kinder im Alter von etwa sechs Jahren nach Europa zu senden hatten. So auch im Falle der Basler Mission, einer der größten pietistisch geprägten Missionsgesellschaften des 19. Jahrhunderts, wo die Kinder im schulpflichtigen Alter aus den damaligen Missionsgebieten Afrika, China und Indien zur weiteren Ausbildung nach Europa gesandt wurden. Sie wuchsen im Kinderhaus der Basler Mission, in Bildungsanstalten in Süddeutschland oder bei Verwandten auf. Eltern und Kinder lebten getrennt und entfernt voneinander auf unterschiedlichen Kontinenten und in differenten Kulturen, kommunizierten nur brieflich. Die Thematik der Missionskinder stellt als historisches Phänomen eine Sonderform dar, dennoch weist sie Bezüge zu anderen historischen wie aktuellen Erscheinungen auf. Das Leben in zwei oder mehr Kulturen und der daraus resultierenden Problematik ist beispielsweise ein Forschungsfeld heutiger Migrations-, Diaspora- und Transkulturalitätsforschung. Auch die ideelle Missionsfamilie bildete bereits im 19. Jahrhundert ein globales Netzwerk, in dem nicht nur geistige und materielle Güter, sondern auch Menschen verschoben werden. Das Forschungsprojekt ist eingebettet in den Kontext von historischer Biographie-, Kindheits- und Familienforschung, Missions-, Pietismus- und Migrationsgeschichte und Geschlechterforschung. Ein Vergleich der Ergebnisse der historischen Untersuchung von Missionskindern mit Forschungen zu heutigen transkulturellen 'Third Culture Kids' ist ein weiteres Ziel. Die Forschung kann möglicherweise einen Beitrag leisten zu aktuellen Diskussionen über Migrations- und Integrationsfragen in Bezug auf Identitätskonzepte und Formen transkultureller Prägungen und Zugehörigkeiten. Bei der Durchführung des Forschungsprojektes kommen qualitative Forschungsmethoden zur Anwendung, vor allem die Auswertung historischer Dokumente (Archivalien, Selbstzeugnisse). Ergänzend werden narrative Interviews mit Zeitzeugen beziehungsweise Nachfahren von Missionskindern hinzugezogen.

Publications

Konrad, Dagmar (2013) Missionsbräute. Pietistinnen des 19. Jahrhunderts in der Basler Mission. Münster: Waxmann.

URLs
URLs

Konrad, Dagmar (2013) ‘Lost in Transition: Missionary Children of the Basel Mission in the Nineteenth Century’, International bulletin of missionary research, 37(4), pp. 219–223.

URLs
URLs

Konrad, Dagmar (2012) ‘Missionskinder’, Radio SRF 2. Switzerland (Radio SRF 2).


Members (2)

Profile Photo

Walter Leimgruber

Principal Investigator
FEMALE avatar

Dagmar Konrad

Project Member