Das Dissertationsprojekt untersucht Männer aus der alten Eidgenossenschaft, die sich in Fremde Dienste bei der niederländischen Ost- und Westindien Kompagnien (VOC und WIC) begaben. Die jüngere Forschung hat auf die verschiedenen Verflechtungen von Schweizer Institutionen und Individuen mit global agierenden Organisationen und kolonialen Herrschaftssystemen aufmerksam gemacht. Dabei setzen die meisten Forschungen frühestens in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein. Dieses Projekt widmet sich Schweizer Söldnern in der früheren Phase des europäischen Kolonialismus von 1600 bis ca. 1750 – jener Zeit, in der sich die Niederlande zur Weltmacht entwickelte.
Um die Rolle der Schweizer Söldner innerhalb der global agierenden Handelsgesellschaften zu untersuchen, werden einerseits Bestände der Archive der VOC und der WIC prosopographisch ausgewertet und eidgenössische Akteure identifiziert. Andererseits werden Reiseberichte von Rückkehrern und weitere Quellen von Zurückgebliebenen für qualitative Tiefenbohrungen herangezogen. Genealogische Nachforschungen erlauben es, bei einzelnen Beispielen ein Bild der Familienkonstellationen und der sozialen Herkunft der Söldner zu bekommen, welches wiederum Rückschlüsse über die Motivationen zum Fremden Dienst ermöglicht und eine Analyse der Einbettung der Indienfahrer in Familienstrategien zulässt. Bei ausgewählten Söldnern, die ausführliche Reiseberichte und Autobiografien hinterlassen haben oder von denen Korrespondenzen und andere Selbstzeugnisse überliefert sind, lässt sich vertieft nach ihren Identitäten, Selbstwahrnehmungen und Selbstverständnissen fragen.
So wird nicht nur der schweizerische Anteil an den niederländischen Ost- und Westindienkompagnien untersucht, sondern umgekehrt auch die Auswirkungen derselben auf die Schweizer Söldner, ihre Umfelder und die alte Eidgenossenschaft.