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Dr.
Ruth Maximiliane Berger
Department of History
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Medieval Economic Sanctions: The Anglo-Norman World, c. 1100-1300
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Welche Bedeutung hatten wirtschaftliche Zwangsmassnahmen im Zeitalter ritterlicher Kultur?

Wirtschaftssanktionen sind zwar in der Theorie, aber nicht in der Praxis eine Erfindung der Moderne. Die Anwendung ökonomischer Druckmittel und Zwangsmassnahmen – von Boykott bis Strafzoll, von asset freeze bis Reisebeschränkung – hat auch eine hochmittelalterliche Geschichte.

Angesiedelt im anglo-normannischen Raum des 12. und 13. Jahrhunderts wird dieses Projekt einen Teil dieser Geschichte schreiben. Ziel ist es zunächst, herauszuarbeiten, welche Formen wirtschaftlicher Sanktionen von wem, gegen wen, mit welchen Absichten und Ergebnissen, sich in der (historiographischen) Überlieferung niederschlugen. Die resultierenden Befunde repräsentieren dabei auch eine zeitgenössische (mehrheitlich klerikale) Auswahl derjenigen Sanktionen, die für die Darstellung von Geschichte für wichtig gehalten wurden. Es wird also zweitens zu fragen sein, welche Entwicklungen im Erzählen und Erwägen von Wirtschaftssanktionen sich zwischen ca. 1100 und ca. 1300 zeigen. Schliesslich wird nach den spezifisch mittelalterlichen Logiken gefragt, denen diese Fälle von Wirtschaftssanktionen folgten, etwa hinsichtlich der Bedeutung des Marktes, der erwartbar „normalen“ ökonomischen Transaktionen, oder Verhältnissen ökonomischer und politischer Abhängigkeit.


Das Projekt wird unter dem Titel Medieval Economic Sanctions: The Anglo-Norman World, c. 1100–1300 mit einem SNF-Ambizione-Beitrag gefördert.

 

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Wirtschaftskriege im anglo-normannischen Raum, ca. 1100-1300
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In den 1060er Jahren beteiligte sich Mabilia von Bellême an der bereits lange währenden Fehde ihrer Familie mit denen von Giroie, indem sie sich mit großer Gefolgschaft in das von letzteren geförderte Kloster Saint-Evroult einlud und die Klostergemeinschaft durch feindselige Gefräßigkeit in wirtschaftliche Schwierigkeiten brachte. In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts suchten sich die Bischöfe von Chichester die königliche Gründung Battle Abbey untertan zu machen; der Streit wurde wechselseitig mit Embargen auf Chrisam oder Gastungsverweigerung ausgetragen. Als sich die englischen Könige von Heinrich II. bis Heinrich III. Wales unterwerfen wollten, fochten sie abseits ihrer Kriegszüge mit Blockaden von Lebensmittelimporten und Waffenverboten. Derlei Praktiken sind uns heute unter dem Begriff der Wirtschaftssanktionen oder Wirtschaftskriege geläufig. Die wirtschafts- und politikwissenschaftliche Sanktionsforschung geht davon aus, dass es sie als eigenständige Maßnahmen abseits von Kriegen vor dem 20. Jahrhundert nicht gab. Die im Entstehen befindliche mediävistische Sanktionsforschung fokussiert zumeist Handelskriege entlang der Glaubensgrenzen im Mittelmeerraum, die vordringlichster Gegenstand der im späten 12. Jahrhundert einsetzenden päpstlichen Embargogesetzgebung waren. Dieses Projekt blickt auf den anglo-normannischen Raum zwischen ca. 1100 und 1300. Es untersucht, von welchen Praktiken wirtschaftlicher Feindseligkeit die zeitgenössische Historiographie erzählte, wie sie davon erzählte, ob bzw. wie dabei die lokale Rezeption von Entwicklungen in der (kirchlichen) Normsetzung eine Rolle spielte, und in welchem Verhältnis sie nach Auffassung der Zeitgenossen zu Kriegen standen.