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Dr. Anne-Sophie Meyer

Department of Ancient Civilizations
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Natur und Krieg: Lucans Bellum Civile kontextualisiert

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In seinem Epos über den Bürgerkrieg verzichtet Lucan bekannterweise auf die traditionelle Götterebene und dadurch auch auf eine in der epischen Dichtung übliche Möglichkeit, Motivationen und Deutungen des Geschehens zu vermitteln. Um diese jedoch trotzdem zu erteilen, entwickelt er neue Formen: Zu diesem Zweck bietet sich sein aussergewöhnliches Naturkonzept an. In der Tat erscheint die Natur in vielen verschiedenen Aspekten in der Pharsalia: Meteorologische Phänomene und Landschaftsbeschreibungen nehmen in der Erzählung viel Platz ein; aber auch die immer wieder auftretenden sachlichen Erklärungen für sonst unerklärbare Ereignisse, sowie die langen, lehrgedichtartigen Exkurse, die keine direkte Verbindung zur Geschichte zu haben scheinen, sind hier von Interesse. Die zahlreichen Facetten der Natur - von denen einige hier genannt sind - in Lucans Epos und ihre Funktionen innerhalb verschiedener Erzählebenen zu untersuchen, soll den Kern meiner Arbeit bilden. Dabei soll auch der stoische Gehalt des Textes bestimmt werden, denn ich werde von der Hypothese ausgehen, dass Lucans Naturkonzept einen stoischen Ursprung hat, und dass Lucan als Vermittler dieses Wissens agiert; inwiefern dieses streng orthodox ist oder nicht - was in einem Epos wahrscheinlicher ist - soll ebenfalls geklärt werden.

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Extreme Angst und positive Gefühle – Das horror-Paradox in der römischen Antike

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Die modernen Horror-Gattungen (Erzählungen, Filme, Videospiele) basieren auf einem Paradox:[1] Furchteinflössende Szenarien lösen in Rezipient:innen positive Gefühle aus. Unser moderner Begriff «Horror» stammt aus der römischen Antike – doch gab es bereits zu dieser Zeit ein entsprechendes Phänomen? Forschungsarbeiten zur extremen Angst in der Antike konnten traditionelle «Gruselgeschichten» identifizieren[2] bzw. nachweisen, dass horror ein extremes, kurzzeitiges Gefühl beschreibt, das von starken körperlichen Reaktionen begleitet wird (Frösteln, Gänsehaut, Herzklopfen u. Ä.) und mit dem manchmal eine positive Valenz assoziiert wird.[3] Aufbauend auf diesen Erkenntnissen möchte ich der Frage nachgehen, in welchen Situationen horror in der römischen Antike positiv konnotiert wird, ob es sich um eine rein literarisch-ästhetische Emotion handelt,[4] oder ob sie auch im realen Leben aufkommen konnte (z.B. im religiösen Kontext). Ziel meines Projekts ist es, Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Begriffen und Theorien der Antike und der Gegenwart zum positiven Horror- bzw. horror-Gefühl aufzuzeigen. Auf der Grundlage eines gattungsüberschreitenden Korpus aus lateinischen Texten bis zum Beginn des Christentums werden die Bedingungen einer positiven Wertung des römischen horror anhand narratologischer und kommunikationswissenschaftlicher Methoden und unter Berücksichtigung der Gender Studies ausgelotet. Parallel dazu werden moderne und antike Theorien zum Horror- bzw. horror-Gefühl verglichen und den antiken Texten gegenübergestellt, in denen dieses Gefühl vorkommt. Mein Projekt wird erstmals eine interdisziplinär einsetzbare Definition des positiven horror-Gefühls in der Antike bieten und sie in der modernen Horror-Forschung verorten, wodurch ein Dialog zwischen den unterschiedlichen Forschungsrichtungen (Emotionsforschung; Forschung zur antiken Horrorliteratur; modernem Horror-Begriff) ermöglicht wird. Dadurch wird die Basis für weitere, insb. interdisziplinäre Untersuchungen gelegt.


[1] Vgl. Noël Carroll, The Philosophy of Horror or Paradoxes of the Heart, New York 1990.

[2] Camilla Asplund Ingemark, Dominic Ingemark, Representations of Fear. Verbalising Emotion in Ancient Roman Folk Narrative, Helsinki 2020.

[3] Aline Estèves, Poétique de l’horreur dans l’épopée et l’historiographie latines, Bordeaux 2020.

[4] Vgl. dazu Noël Carrolls «art-horror» (Carroll 1990, 13).