Projects & Collaborations 12 foundShow per page10 10 20 50 Im Schreib-Druck. Digitale Edition und Erforschung von Friedrich Nietzsches Druckmanuskripten 1886-1889 Research Project | 4 Project MembersFriedrich Nietzsches Druckdokumente sind von der Forschung und Edition weitgehend unbeachtet geblieben. Die zwölf überlieferten, eigenhändig verfassten späten Druckmanuskripte (1886-1889) sowie diverse erhalten gebliebene Bogenkorrekturen stellen indessen im textgenetischen Finalisierungsprozess das eigentliche Missing Link zwischen Nachlass und Werk, zwischen den Notizen, Entwürfen und Vorarbeiten und dem aus der Hand gegebenen, endgültigen Text dar. In einer forschungsbasierten Pilotedition sollen das Druckmanuskript und die dazugehörigen Bogenkorrekturen von "Zur Genealogie der Moral" (1887) digital erschlossen werden, um die Eigenheiten der Dokumentsorten zu erforschen und eine digitale Modelledition zu entwickeln. Ziel der digitalen Edition ist es, die Dokumente in vollständig les- und durchsuchbarer Form frei zugänglich und erforschbar zu machen. Die Textdaten sollen im Front-End wahlweise als finalisierter Text, als linearisierte Transkription oder als diplomatische Transkription einzeln oder in Synopse mit den faksimilierten Manuskriptseiten angezeigt werden können. Damit ermöglicht das Projekt qualitative und quantitative Forschungen, die unter anderem zeigen werden, dass und in welchem Ausmaß die Druckmanuskripte Schauplatz eines dynamischen Schreib- und Textgeschehens sind und nicht bloß das flache Medium der Übermittlung eines zuvor komponierten Textes an den Verlag darstellen. Die digitale Edition und die begleitenden Forschungen werden den Diskussionen um das Verhältnis von Werk und Nachlass in der Nietzscheforschung wichtige Impulse liefern und der Textphilologie neue Perspektiven zur Erforschung von Finalisierungsprozessen eröffnen. Der späte Nietzsche. Manuskriptedition des Nachlasses 1885-1890 Research Project | 7 Project MembersDas deutsch-schweizerische Editionsprojekt "Der späte Nietzsche" veröffentlicht Friedrich Nietzsches Nachlass von Frühjahr 1885 bis Januar 1889 erstmals integral und manuskriptgetreu in differenzierter Transkription. Die Manuskriptedition erscheint seit 2001 als Abteilung IX im Rahmen der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari begründeten Kritischen Gesamtausgabe der Werke (KGW). Von den geplanten dreizehn Bänden sind elf Bände, die die Edition der späten Aufzeichnungen in Heften umfassen, bereits publiziert (KGW IX 1-11): Notizhefte N VII 1-4, Arbeitshefte W I 3-8 und W II 1-10 sowie Aufzeichnungen aus diversen Heften; die Faksimiles der Manuskripte sind als Digitalisate zusammen mit einem Nachbericht jeweils auf CD-ROM beigegeben. Für die bevorstehende Publikation der späten Aufzeichnungen, die auf losen Blättern in Archivmappen überliefert sind, ist zusätzlich eine von Schweizer Seite aus entwickelte und betreute digitale Edition am Entstehen.Die besondere editionsgeschichtliche Bedeutung der Manuskriptedition des späten Nachlasses liegt in der Auflösung der von Editorenhand aus Nietzsches Nachlass kreierten Phantom-Texte, die seit dem Erscheinen von 'Der Wille zur Macht' (1901 und 1906/11) in den Ausgaben herumgeistern und das Bild Nietzsches wesentlich geprägt haben und immer noch prägen. Auch die einem chronologisch-textgenetischen Mischprinzip folgende Edition der "Nachgelassenen Fragmente" in KGW VII und VIII (1967ff.) beförderte noch die Wahrnehmung des Nachlasses als eines separaten Bestandes zusätzlicher, problemlos zitier- und interpretierbarer Nietzsche-Texte, die sich vom autorisierten Werk nur graduell zu unterscheiden schienen. Erst die Manuskriptedition vermag diese falsche Wahrnehmung zu korrigieren, indem sie einen neuen, unverstellten Blick auf die nachgelassenen Aufzeichnungen in ihrem typischen Notat- und Entwurfcharakter ermöglicht. Sie erschließt den späten Nachlass, auch viel bislang unbekanntes Textmaterial (Vorstufen, Varianten, Briefentwürfe, Gelegenheitsnotizen), gemäß der topologischen Anordnung der Aufzeichnungen und sie veranschaulicht Schreibprozess und Textgenese mit der Wiedergabe aller Korrekturvorgänge, Streichungen, Überarbeitungen usw. in einer auch editionsphilologisch neue Maßstäbe setzenden differenzierten Transkription.Die Publikation der Aufzeichnungen aus den Archivmappen Mp XIV-XVIII erfolgt als Buchausgabe (KGW IX 12-13) und auf "Nietzsche Online" im Verlag Walter de Gruyter sowie als Onlineausgabe in Kooperation mit der "Nationalen Infrastruktur für Editionen" (NIE-INE) an der Universität Basel. Die digitale Edition wird die Einzelblätter mit sämtlichen editorischen Informationen sowohl als Faksimile wie auch in der differenzierten Transkription je einzeln wie auch in einer synoptischen Darstellung in elektronischer Form offen zugänglich ("Open Access") und langfristig verfügbar sowie zitier-, durchsuch- und auswertbar machen. Neben der für die Printausgabe maßgeblichen archivalischen Ordnung lassen sich die Manuskripte in der digitalen Edition auch in editorisch rekonstruierten Anordnungen anzeigen. Durch Verlinkung der entsprechenden Stellen werden die textgenetischen Querverweise zu den Ab-schreibprozessen unmittelbar in die Manuskriptedition integriert. Optional ist die digitale Edition erweiter- und ausbaubar sowie mit anderen Projekten vernetzbar. "Der späte Nietzsche". Manuskriptedition des Nachlasses 1885-1889 Research Project | 7 Project MembersDas deutsch-schweizerische Editionsprojekt "Der späte Nietzsche" veröffentlicht Friedrich Nietzsches Nachlass von Frühjahr 1885 bis Januar 1889 erstmals integral und manuskriptgetreu in differenzierter Transkription. Die Manuskriptedition erscheint seit 2001 als Abteilung IX im Rahmen der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari begründeten Kritischen Gesamtausgabe der Werke (KGW). Von den geplanten dreizehn Bänden sind elf Bände, die die Edition der späten Aufzeichnungen in Heften umfassen, bereits publiziert (KGW IX 1-11): Notizhefte N VII 1-4, Arbeitshefte W I 3-8 und W II 1-10 sowie Aufzeichnungen aus diversen Heften; die Faksimiles der Manuskripte sind als Digitalisate zusammen mit einem Nachbericht jeweils auf CD-ROM beigegeben. Für die noch ausstehende Publikation der späten Aufzeichnungen, die auf losen Blättern in Mappen überliefert sind, ist zusätzlich eine neue, von Schweizer Seite aus entwickelte und betreute digitale Edition vorgesehen.Die besondere editionsgeschichtliche Bedeutung der Manuskriptedition des späten Nachlasses liegt in der Auflösung der von Editorenhand aus Nietzsches Nachlass kreierten Phantom-Texte, die seit dem Erscheinen von Der Wille zur Macht (1901 und 1906/11) in den Ausgaben herumgeistern und das Bild Nietzsches wesentlich geprägt haben und immer noch prägen. Auch die einem chronologisch-textgenetischen Mischprinzip folgende Edition der "Nachgelassenen Fragmente" in KGW VII und VIII (1967ff.) beförderte noch die Wahrnehmung des Nachlasses als eines separaten Bestandes zusätzlicher, problemlos zitier- und interpretierbarer Nietzsche-Texte, die sich vom autorisierten Werk nur graduell zu unterscheiden schienen. Erst die Manuskriptedition vermag diese falsche Wahrnehmung zu korrigieren, indem sie einen neuen, unverstellten Blick auf die nachgelassenen Aufzeichnungen in ihrem typischen Notat- und Entwurfcharakter ermöglicht. Sie erschließt den späten Nachlass, auch viel bislang unbekanntes Textmaterial (Vorstufen, Varianten, Briefentwürfe, Gelegenheitsnotizen), gemäß der topologischen Anordnung der Aufzeichnungen und sie veranschaulicht Schreibprozess und Textgenese mit der Wiedergabe aller Korrekturvorgänge, Streichungen, Überarbeitungen usw. in einer auch editionsphilologisch neue Maßstäbe setzenden differenzierten Transkription.In fortgeschrittener Vorbereitung befindet sich die Edition der Mappen Mp XIV-XVIII. Die Publikation soll als Buchausgabe (KGW IX 12-13) und auf "Nietzsche Online" im Verlag Walter de Gruyter erfolgen sowie neu als Onlineausgabe in Kooperation mit der "Nationalen Infrastruktur für Editionen" (NIE-INE) an der Universität Basel. Die neu konzipierte digitale Edition hat zum Ziel, die losen Einzelblätter mit sämtlichen editorischen Informationen sowohl als Faksimile wie auch in der differenzierten Transkription je einzeln wie auch in einer synoptischen Darstellung in elektronischer Form offen zugänglich ("Open Access") und langfristig verfügbar sowie zitier-, durchsuch- und auswertbar zu machen. Neben der für die Printausgabe maßgeblichen archivalischen Ordnung lassen sich die Manuskripte in der digitalen Edition auch in editorisch rekonstruierten Anordnungen anzeigen. Durch Verlinkung der entsprechenden Stellen werden die textgenetischen Querverweise zu den Abschreibprozessen unmittelbar in die Manuskriptedition integriert. Optional ist die digitale Edition erweiter- und ausbaubar sowie mit anderen Projekten vernetzbar. Aura und Effizienz. Leistungsorientierte Materialisierung und Spiritualisierung in der Literatur der 1920-30er Jahre: Emmy Hennings, Marieluise Fleisser, Friedrich Glauser und Bruno Goetz Research Project | 3 Project MembersDas Projekt untersucht, wie die nach dem Ersten Weltkrieg im Zeichen der Leistung von Wissenschaft, Ökonomie und Medien forcierte Doppelstrategie einer wechselweisen Materialisierung und Spiritualisierung von körperlichen und seelisch-geistigen Funktionen und Prozessen in der Literatur der 1920-30er-Jahre thematisiert, performiert und reflektiert wird. Anders als die bis in die aktuellen Forschungen vertretenen Thesen, welche die seit der Aufklärung immer wieder aufblühenden (neo‑)religiösen und esoterischen Spiritualismen und Okkultismen als Gegenreaktion zur Aufklärung und zum damit verbundenen Rationalismus betrachten, geht das Projekt von einer simultanen Regie der Effizienzsteigerung und Auratisierung von Körper und Geist aus. Mit der kreativen methodischen Neubewertung von Benjamins Aura -Begriff, wonach der Begriff der Effizienz darin bereits dialektisch angelegt ist, kann die Herausbildung der neuen Körper-Geist-Ontologie nach dem Ersten Weltkrieg mit einer diskurshistorisch fundierten Erkenntnispoetik beobachtet werden. Die methodische Innovation verdankt sich ebenso der besonderen Perspektive, welche die ausgewählten literarischen Werke von Hennings, Fleißer, Glauser und Goetz eröffnen: Als "kleine Literatur" entziehen sie sich der ästhetischen und ökonomischen 'Verwertung', Majorisierung und Kanonisierung, setzen sich dem stetigen Oszillieren zwischen Spiritualisierung und Materialisierung aus und erschließen mit einer lavierenden Schreibweise die Rand‑, Neben‑ und Zwischenzonen der dominanten Diskurse. Auf diese Weise werden auch bislang wenig oder kaum erforschte Werke in einem kulturwissenschaftlich bedeutenden und aktuellen methodischen Fokus beleuchtet. Die beiden hauptsächlichen Teilprojekte akzentuieren in einem im Werk von Hennings sich überschneidenden Textkorpus unterschiedliche Aspekte des Verhältnisses von Aura und Effizienz. Das Teilprojekt "Auratisierte Leistungskörper bei Hennings und Fleißer" geht von der These aus, dass sich der im Zuge der Industrialisierungswellen auf Effizienz getrimmte Körper als Schauplatz einer Sehnsucht nach diesseitiger Transzendenz wie auch dialektisch dazu als Figuration von Devianz lesen lässt. Es analysiert, wie die Texte sowohl den effizienten Körper als auratisiertes Gebilde ausstellen als auch die vom Ideal abweichenden prekären Körper mit dokumentieren. Das Teilprojekt "Geister der Effizienz. Charisma, Spiritismus und Okkultismus als Phänomene der Leistungsmentalität bei Glauser, Goetz und Hennings" widmet sich dem Komplex mit Fokus auf die aufkeimenden okkultistisch-spiritistischen Denkwelten und Praktiken. Es untersucht, wie die Texte mit spezifischen, teils experimentellen poetischen Verfahren die Formen der Machtperformanz als Aneignung von institutioneller Gewalt (Strafjustiz, Psychiatrie) mittels charismatischer Wirkprinzipien und materialistischer Techniken transparent werden lassen. "Der späte Nietzsche". Manuskriptedition des Nachlasses 1885-1889 Research Project | 3 Project MembersDas deutsch-schweizerische Editionsprojekt "Der späte Nietzsche" veröffentlicht Friedrich Nietzsches Nachlass von Frühjahr 1885 bis Januar 1889 erstmals integral und manuskriptgetreu. Diese Heft- und Mappenedition erscheint seit 2001 als Abteilung IX im Rahmen der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari begründeten Kritischen Gesamtausgabe der Werke (KGW). Zusammen mit der vollständigen Faksimilierung auf CD-ROM dokumentiert die differenzierte Transkription in Buchform Nietzsches späten Nachlass, wie er in Notiz- und Arbeitsheften sowie losen Blättern im Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv vorliegt. Die Transkription folgt topologisch der Anordnung der Aufzeichnungen und zeigt deren Notat- und Entwurf-Charakter, inklusive aller Korrekturvorgänge, Streichungen und späteren Überarbeitungen. Erläuterungen, Querverweise, Manuskriptbeschreibungen und Register finden sich in einem jeweils neu überarbeiteten Nachbericht auf der beigelegten CD-ROM. Aktuell in Bearbeitung sind Nietzsches Arbeitsheft W II 10 und die späten Aufzeichnungen in diversen früheren Heften sowie die späten Aufzeichnungen auf losen Blättern in den Mappen Mp XIV-XVI. Leben wiederverwerten. Prozesse produktiver Transformation in Robert Walsers 'Kleiner Prosa' zwischen Biographismus, Biopolitik und Vitalismus Research Project | 2 Project MembersLead Der Schriftsteller Robert Walser schreibt im Kontext des Ersten Weltkriegs, der zeitgenössischen Massenmedien sowie der aufstrebenden Ökologie eigene Feuilleton- und Zeitschriftenbeiträge zu Prosasammlungen um; seine literarisch-rezyklierende Produktion lotet damit die Bedingungen und Chancen eines Leben-Schreibens der 1910er Jahre aus. Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts Kleine Prosa (1917) stellt die Frage nach der 'Darstellbarkeit' von Leben. Das Projekt geht ihr nach, indem es erstens die in den Massenmedien dominanten Lebensbegriffe analysiert und so in den literarischen Zeitschriften den Biographismus, in der Tagespresse die Biopolitik verortet. Dabei zeigt es, wie Walsers Beiträge in diesen Medien die Problematik der Verwertung reflektieren. Neben der Schreibbarkeit von Leben ist auch die Lebbarkeit dieses Schreibens zu beleuchten: Zweitens wird untersucht, wie die Textproduktion für den Verfasser ökonomische, politische und kulturelle Überlebens-Relevanz erlangt. Die eigenen Bedingungen werden im Vorgang des Umschreibens hin zur Buchpublikation zum Ausgangspunkt eines produktiven Prozesses gemacht, der das Leben als Schreibbares erst gestaltend hervorbringt. Drittens zeigt das Projekt die Verschränkung des Umschreibens mit dem Wiederverwerten. Dabei wird deutlich, wie die in den Zeitungen allgegenwärtigen Aufrufe zum kriegsbedingten Recycling durch die Diskurse der Zeitschriften zum jungen ökologischen Vitalismus ihre theoretische Fundierung erhalten. Für diesen spielt die Sprache des Künstlers die entscheidende Rolle bei der Neugestaltung wertvoller Bezüge zwischen bestehenden Zuständen. Anhand von Textvariantenvergleichen wird konkret gezeigt, welche rhetorisch-poetischen Strategien Walser anwendet, um zuvor in sich verschlossene Lebenskonzeptionen im Sammelband aneinander anschlussfähig zu machen - und damit wiederzuverwerten. In der Reflexion des letzten Teils fragt das Projekt nach dem spezifisch ästhetischen Wert eines zunächst von der Ökologie geleiteten Unterfangens. Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext Das Projekt verbindet editionswissenschaftliche Einsichten mit kulturwissenschaftlichen Ansätzen und einer ästhetischen Reflexion. Es erweitert die unbequeme Frage nach dem Wert des Lebens unter den Vorzeichen der Biopolitik um eine aktuelle ökologische Dimension. Valorisierung des Nachlasses von Hans Walter im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern Research Project | 2 Project MembersValorisierung des Nachlasses von Hans Walter im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern "Der späte Nietzsche". Manuskriptedition des Nachlasses 1885-1889 Research Project | 4 Project MembersZiel des seit April 1997 vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten deutsch-schweizerischen Projekts "Der späte Nietzsche" ist die kritische Edition von Nietzsches gesamtem handschriftlichen Nachlaß seit "Also sprach Zarathustra" (1885-1889). Ein Editionsteam in Berlin, Weimar und Basel erstellt die druckfertige Vorlage zur Publikation, die innerhalb der Kritischen Gesamtausgabe, Werke (KGW) im Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin-New York, erscheint. Grundlage des Vorhabens stellt das von allen für die KGW Verantwortlichen gutgeheißene und dem SNF bekannte "Editorische Konzept" vom 6. Januar 1994 dar, aktualisiert um die Angaben in den vom SNF jeweils bewilligten Gesuchen von 1994, 1996, 1998, 2000, 2003, 2006 und 2009. Mit der Realisierung des Konzepts wird zum ersten Mal Nietzsches Nachlaß der letzten Schaffensjahre vollständig dokumentiert und editorisch erläutert. Die vorrangige Absicht ist es, den typischen Notatcharakter (Korrekturvorgänge etc.) der Aufzeichnungen nicht, wie seit den ersten Gesamtausgaben des Nietzsche-Archivs (1894ff.) üblich, durch Aufteilung in Vorstufen und Fragmente und durch Konstituierung geglätteter Lesetexte (mit anschließender textphilologischer Apparatierung) zu verunklären. Dies hatte in allzu vielen Fällen einen falsch-eindeutigen Text und die Zerstörung der ursprünglichen Kontexte der Niederschriften zur Folge. Das Konzept stellt also einen neuen, vom Ansatz Mazzino Montinaris, des Initiators und Herausgebers der KGW, verschiedenen Plan dar, kann aber dazu beitragen, nun erstmals wirklich seine Intention einzulösen, den "handschriftliche[n] Nachlaß Nietzsches in seiner authentischen Gestalt bekannt werden" zu lassen. Daher ist diese Manuskriptedition zwar in die KGW integriert, ihr eigenständiger Typus jedoch durch die Errichtung der für die KGW neuen Abteilung IX deutlich gemacht. Bislang sind in KGW IX neun Bände erschienen. In der beantragten Projektphase 2012-2015 sollen die Bände 10 und 11 - mit der Edition der spätesten Arbeitshefte W II 8-10 und der diversen 'späten' Aufzeichnungen aus 'früheren' Heften - fertiggestellt sowie die Arbeit für den Band 12 - mit dem Nachlaßmaterial aus den Mappen Mp XIV-XVI - aufgenommen und vorangebracht werden. Rettung und Erlösung. Politisches und religiöses Heil in der Moderne Research Project | 1 Project MembersAngesichts der Omnipräsenz in politischen, ökonomischen und ethischen Diskursen der Gegenwart erstaunt, dass die Begriffe "Rettung" und "Erlösung" bisher weder systematisch noch historisch in ihrer fundamentalen Bedeutung für unsere Kultur reflektiert worden sind. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit will dieses von der Literaturwissenschaft ausgehende Projekt erstmals die vielfältigen politischen, sozialen, ethischen, religiösen und literarischen bzw. ästhetischen Verzweigungen und Einsatzfelder einer zentralen und grundlegenden Struktur als Modell und Narrativ der abendländischen Kultur untersuchen. Es können drei Grundmodelle unterschieden werden, die sich ablösen, überlagern und ineinandergreifen: Im älteren, religiösen und politischen Vertragsmodell zwischen Gott (oder Souverän) und dem Volk oder dem Individuum verspricht die souveräne Macht für Gehorsam und Glaube Rettung in der Not des Diesseits und Erlösung von allen Übeln im Jenseits. Neben diesem transzendenten Modell haben die Menschen seit jeher immanente Maßnahmen ergriffen, um sich gegen Gefahren zu wappnen, in Katastrophen zu reagieren und die Folgen zu überwinden. Seitdem im 18. Jahrhundert immer weniger das Heil der Seele, sondern zunehmend das Leben als Substanz im Fokus der Diskurse und Praktiken steht, bilden sich übergreifende Rettungsdispositive heraus. Ein drittes Modell, das von der antiken Philosophie über das Christentum bis in das moderne Therapiewesen reicht, besteht in den intimen spirituellen und körperlichen Praktiken (Riten, Meditationen, Askesen, Therapien, Kunst etc.), mit denen sich Kollektive und Individuen vor Übeln bewahren und Leiden lindern. Die Rettungs- und Erlösungsmodelle sind von einer impliziten Narrativik nicht zu trennen. Die Rede von "Rettung" setzt voraus, dass eine Handlungs- bzw. Ereignisfolge als Geschichte einer Rettung erzählt wird. Der Begriff impliziert stets eine spezifische narrative Struktur, d.h. eine bestimmte variable Anordnung und Verknüpfung von vier Elementen: (1) Wer rettet (2) wen (3) aus welcher Gefahr (4) mit welchen Mitteln? Als Narrativ produziert "Rettung" außerdem notwendig zwei figurale Positionen, Retter und Gerettete, sowie das um die Achse des Lebens rotierende Machtverhältnis zwischen ihnen. Schreiben und Streichen. zu einem Moment produktiver Negativität in literarischen Schreibprozessen und Textgenesen Research Project | 1 Project MembersDas Projekt befaßt sich mit der Rolle von Streichungen bei der Entstehung von Texten und im Prozeß des Schreibens in der modernen Literatur seit 1800. Es durchquert dabei die ganze Spannweite von den einzelnen materiellen Streichungen, wie sie die Dokumente des literarischen Archiv aufweisen, bis zu den gesamtkulturellen Phänomenen des Vergessen, des Verschwindens, der Tilgung, wie sie in Texten der modernen Literatur seit 1800 zugleich thematisiert und reflektiert werden. 12 12
Im Schreib-Druck. Digitale Edition und Erforschung von Friedrich Nietzsches Druckmanuskripten 1886-1889 Research Project | 4 Project MembersFriedrich Nietzsches Druckdokumente sind von der Forschung und Edition weitgehend unbeachtet geblieben. Die zwölf überlieferten, eigenhändig verfassten späten Druckmanuskripte (1886-1889) sowie diverse erhalten gebliebene Bogenkorrekturen stellen indessen im textgenetischen Finalisierungsprozess das eigentliche Missing Link zwischen Nachlass und Werk, zwischen den Notizen, Entwürfen und Vorarbeiten und dem aus der Hand gegebenen, endgültigen Text dar. In einer forschungsbasierten Pilotedition sollen das Druckmanuskript und die dazugehörigen Bogenkorrekturen von "Zur Genealogie der Moral" (1887) digital erschlossen werden, um die Eigenheiten der Dokumentsorten zu erforschen und eine digitale Modelledition zu entwickeln. Ziel der digitalen Edition ist es, die Dokumente in vollständig les- und durchsuchbarer Form frei zugänglich und erforschbar zu machen. Die Textdaten sollen im Front-End wahlweise als finalisierter Text, als linearisierte Transkription oder als diplomatische Transkription einzeln oder in Synopse mit den faksimilierten Manuskriptseiten angezeigt werden können. Damit ermöglicht das Projekt qualitative und quantitative Forschungen, die unter anderem zeigen werden, dass und in welchem Ausmaß die Druckmanuskripte Schauplatz eines dynamischen Schreib- und Textgeschehens sind und nicht bloß das flache Medium der Übermittlung eines zuvor komponierten Textes an den Verlag darstellen. Die digitale Edition und die begleitenden Forschungen werden den Diskussionen um das Verhältnis von Werk und Nachlass in der Nietzscheforschung wichtige Impulse liefern und der Textphilologie neue Perspektiven zur Erforschung von Finalisierungsprozessen eröffnen.
Der späte Nietzsche. Manuskriptedition des Nachlasses 1885-1890 Research Project | 7 Project MembersDas deutsch-schweizerische Editionsprojekt "Der späte Nietzsche" veröffentlicht Friedrich Nietzsches Nachlass von Frühjahr 1885 bis Januar 1889 erstmals integral und manuskriptgetreu in differenzierter Transkription. Die Manuskriptedition erscheint seit 2001 als Abteilung IX im Rahmen der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari begründeten Kritischen Gesamtausgabe der Werke (KGW). Von den geplanten dreizehn Bänden sind elf Bände, die die Edition der späten Aufzeichnungen in Heften umfassen, bereits publiziert (KGW IX 1-11): Notizhefte N VII 1-4, Arbeitshefte W I 3-8 und W II 1-10 sowie Aufzeichnungen aus diversen Heften; die Faksimiles der Manuskripte sind als Digitalisate zusammen mit einem Nachbericht jeweils auf CD-ROM beigegeben. Für die bevorstehende Publikation der späten Aufzeichnungen, die auf losen Blättern in Archivmappen überliefert sind, ist zusätzlich eine von Schweizer Seite aus entwickelte und betreute digitale Edition am Entstehen.Die besondere editionsgeschichtliche Bedeutung der Manuskriptedition des späten Nachlasses liegt in der Auflösung der von Editorenhand aus Nietzsches Nachlass kreierten Phantom-Texte, die seit dem Erscheinen von 'Der Wille zur Macht' (1901 und 1906/11) in den Ausgaben herumgeistern und das Bild Nietzsches wesentlich geprägt haben und immer noch prägen. Auch die einem chronologisch-textgenetischen Mischprinzip folgende Edition der "Nachgelassenen Fragmente" in KGW VII und VIII (1967ff.) beförderte noch die Wahrnehmung des Nachlasses als eines separaten Bestandes zusätzlicher, problemlos zitier- und interpretierbarer Nietzsche-Texte, die sich vom autorisierten Werk nur graduell zu unterscheiden schienen. Erst die Manuskriptedition vermag diese falsche Wahrnehmung zu korrigieren, indem sie einen neuen, unverstellten Blick auf die nachgelassenen Aufzeichnungen in ihrem typischen Notat- und Entwurfcharakter ermöglicht. Sie erschließt den späten Nachlass, auch viel bislang unbekanntes Textmaterial (Vorstufen, Varianten, Briefentwürfe, Gelegenheitsnotizen), gemäß der topologischen Anordnung der Aufzeichnungen und sie veranschaulicht Schreibprozess und Textgenese mit der Wiedergabe aller Korrekturvorgänge, Streichungen, Überarbeitungen usw. in einer auch editionsphilologisch neue Maßstäbe setzenden differenzierten Transkription.Die Publikation der Aufzeichnungen aus den Archivmappen Mp XIV-XVIII erfolgt als Buchausgabe (KGW IX 12-13) und auf "Nietzsche Online" im Verlag Walter de Gruyter sowie als Onlineausgabe in Kooperation mit der "Nationalen Infrastruktur für Editionen" (NIE-INE) an der Universität Basel. Die digitale Edition wird die Einzelblätter mit sämtlichen editorischen Informationen sowohl als Faksimile wie auch in der differenzierten Transkription je einzeln wie auch in einer synoptischen Darstellung in elektronischer Form offen zugänglich ("Open Access") und langfristig verfügbar sowie zitier-, durchsuch- und auswertbar machen. Neben der für die Printausgabe maßgeblichen archivalischen Ordnung lassen sich die Manuskripte in der digitalen Edition auch in editorisch rekonstruierten Anordnungen anzeigen. Durch Verlinkung der entsprechenden Stellen werden die textgenetischen Querverweise zu den Ab-schreibprozessen unmittelbar in die Manuskriptedition integriert. Optional ist die digitale Edition erweiter- und ausbaubar sowie mit anderen Projekten vernetzbar.
"Der späte Nietzsche". Manuskriptedition des Nachlasses 1885-1889 Research Project | 7 Project MembersDas deutsch-schweizerische Editionsprojekt "Der späte Nietzsche" veröffentlicht Friedrich Nietzsches Nachlass von Frühjahr 1885 bis Januar 1889 erstmals integral und manuskriptgetreu in differenzierter Transkription. Die Manuskriptedition erscheint seit 2001 als Abteilung IX im Rahmen der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari begründeten Kritischen Gesamtausgabe der Werke (KGW). Von den geplanten dreizehn Bänden sind elf Bände, die die Edition der späten Aufzeichnungen in Heften umfassen, bereits publiziert (KGW IX 1-11): Notizhefte N VII 1-4, Arbeitshefte W I 3-8 und W II 1-10 sowie Aufzeichnungen aus diversen Heften; die Faksimiles der Manuskripte sind als Digitalisate zusammen mit einem Nachbericht jeweils auf CD-ROM beigegeben. Für die noch ausstehende Publikation der späten Aufzeichnungen, die auf losen Blättern in Mappen überliefert sind, ist zusätzlich eine neue, von Schweizer Seite aus entwickelte und betreute digitale Edition vorgesehen.Die besondere editionsgeschichtliche Bedeutung der Manuskriptedition des späten Nachlasses liegt in der Auflösung der von Editorenhand aus Nietzsches Nachlass kreierten Phantom-Texte, die seit dem Erscheinen von Der Wille zur Macht (1901 und 1906/11) in den Ausgaben herumgeistern und das Bild Nietzsches wesentlich geprägt haben und immer noch prägen. Auch die einem chronologisch-textgenetischen Mischprinzip folgende Edition der "Nachgelassenen Fragmente" in KGW VII und VIII (1967ff.) beförderte noch die Wahrnehmung des Nachlasses als eines separaten Bestandes zusätzlicher, problemlos zitier- und interpretierbarer Nietzsche-Texte, die sich vom autorisierten Werk nur graduell zu unterscheiden schienen. Erst die Manuskriptedition vermag diese falsche Wahrnehmung zu korrigieren, indem sie einen neuen, unverstellten Blick auf die nachgelassenen Aufzeichnungen in ihrem typischen Notat- und Entwurfcharakter ermöglicht. Sie erschließt den späten Nachlass, auch viel bislang unbekanntes Textmaterial (Vorstufen, Varianten, Briefentwürfe, Gelegenheitsnotizen), gemäß der topologischen Anordnung der Aufzeichnungen und sie veranschaulicht Schreibprozess und Textgenese mit der Wiedergabe aller Korrekturvorgänge, Streichungen, Überarbeitungen usw. in einer auch editionsphilologisch neue Maßstäbe setzenden differenzierten Transkription.In fortgeschrittener Vorbereitung befindet sich die Edition der Mappen Mp XIV-XVIII. Die Publikation soll als Buchausgabe (KGW IX 12-13) und auf "Nietzsche Online" im Verlag Walter de Gruyter erfolgen sowie neu als Onlineausgabe in Kooperation mit der "Nationalen Infrastruktur für Editionen" (NIE-INE) an der Universität Basel. Die neu konzipierte digitale Edition hat zum Ziel, die losen Einzelblätter mit sämtlichen editorischen Informationen sowohl als Faksimile wie auch in der differenzierten Transkription je einzeln wie auch in einer synoptischen Darstellung in elektronischer Form offen zugänglich ("Open Access") und langfristig verfügbar sowie zitier-, durchsuch- und auswertbar zu machen. Neben der für die Printausgabe maßgeblichen archivalischen Ordnung lassen sich die Manuskripte in der digitalen Edition auch in editorisch rekonstruierten Anordnungen anzeigen. Durch Verlinkung der entsprechenden Stellen werden die textgenetischen Querverweise zu den Abschreibprozessen unmittelbar in die Manuskriptedition integriert. Optional ist die digitale Edition erweiter- und ausbaubar sowie mit anderen Projekten vernetzbar.
Aura und Effizienz. Leistungsorientierte Materialisierung und Spiritualisierung in der Literatur der 1920-30er Jahre: Emmy Hennings, Marieluise Fleisser, Friedrich Glauser und Bruno Goetz Research Project | 3 Project MembersDas Projekt untersucht, wie die nach dem Ersten Weltkrieg im Zeichen der Leistung von Wissenschaft, Ökonomie und Medien forcierte Doppelstrategie einer wechselweisen Materialisierung und Spiritualisierung von körperlichen und seelisch-geistigen Funktionen und Prozessen in der Literatur der 1920-30er-Jahre thematisiert, performiert und reflektiert wird. Anders als die bis in die aktuellen Forschungen vertretenen Thesen, welche die seit der Aufklärung immer wieder aufblühenden (neo‑)religiösen und esoterischen Spiritualismen und Okkultismen als Gegenreaktion zur Aufklärung und zum damit verbundenen Rationalismus betrachten, geht das Projekt von einer simultanen Regie der Effizienzsteigerung und Auratisierung von Körper und Geist aus. Mit der kreativen methodischen Neubewertung von Benjamins Aura -Begriff, wonach der Begriff der Effizienz darin bereits dialektisch angelegt ist, kann die Herausbildung der neuen Körper-Geist-Ontologie nach dem Ersten Weltkrieg mit einer diskurshistorisch fundierten Erkenntnispoetik beobachtet werden. Die methodische Innovation verdankt sich ebenso der besonderen Perspektive, welche die ausgewählten literarischen Werke von Hennings, Fleißer, Glauser und Goetz eröffnen: Als "kleine Literatur" entziehen sie sich der ästhetischen und ökonomischen 'Verwertung', Majorisierung und Kanonisierung, setzen sich dem stetigen Oszillieren zwischen Spiritualisierung und Materialisierung aus und erschließen mit einer lavierenden Schreibweise die Rand‑, Neben‑ und Zwischenzonen der dominanten Diskurse. Auf diese Weise werden auch bislang wenig oder kaum erforschte Werke in einem kulturwissenschaftlich bedeutenden und aktuellen methodischen Fokus beleuchtet. Die beiden hauptsächlichen Teilprojekte akzentuieren in einem im Werk von Hennings sich überschneidenden Textkorpus unterschiedliche Aspekte des Verhältnisses von Aura und Effizienz. Das Teilprojekt "Auratisierte Leistungskörper bei Hennings und Fleißer" geht von der These aus, dass sich der im Zuge der Industrialisierungswellen auf Effizienz getrimmte Körper als Schauplatz einer Sehnsucht nach diesseitiger Transzendenz wie auch dialektisch dazu als Figuration von Devianz lesen lässt. Es analysiert, wie die Texte sowohl den effizienten Körper als auratisiertes Gebilde ausstellen als auch die vom Ideal abweichenden prekären Körper mit dokumentieren. Das Teilprojekt "Geister der Effizienz. Charisma, Spiritismus und Okkultismus als Phänomene der Leistungsmentalität bei Glauser, Goetz und Hennings" widmet sich dem Komplex mit Fokus auf die aufkeimenden okkultistisch-spiritistischen Denkwelten und Praktiken. Es untersucht, wie die Texte mit spezifischen, teils experimentellen poetischen Verfahren die Formen der Machtperformanz als Aneignung von institutioneller Gewalt (Strafjustiz, Psychiatrie) mittels charismatischer Wirkprinzipien und materialistischer Techniken transparent werden lassen.
"Der späte Nietzsche". Manuskriptedition des Nachlasses 1885-1889 Research Project | 3 Project MembersDas deutsch-schweizerische Editionsprojekt "Der späte Nietzsche" veröffentlicht Friedrich Nietzsches Nachlass von Frühjahr 1885 bis Januar 1889 erstmals integral und manuskriptgetreu. Diese Heft- und Mappenedition erscheint seit 2001 als Abteilung IX im Rahmen der von Giorgio Colli und Mazzino Montinari begründeten Kritischen Gesamtausgabe der Werke (KGW). Zusammen mit der vollständigen Faksimilierung auf CD-ROM dokumentiert die differenzierte Transkription in Buchform Nietzsches späten Nachlass, wie er in Notiz- und Arbeitsheften sowie losen Blättern im Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv vorliegt. Die Transkription folgt topologisch der Anordnung der Aufzeichnungen und zeigt deren Notat- und Entwurf-Charakter, inklusive aller Korrekturvorgänge, Streichungen und späteren Überarbeitungen. Erläuterungen, Querverweise, Manuskriptbeschreibungen und Register finden sich in einem jeweils neu überarbeiteten Nachbericht auf der beigelegten CD-ROM. Aktuell in Bearbeitung sind Nietzsches Arbeitsheft W II 10 und die späten Aufzeichnungen in diversen früheren Heften sowie die späten Aufzeichnungen auf losen Blättern in den Mappen Mp XIV-XVI.
Leben wiederverwerten. Prozesse produktiver Transformation in Robert Walsers 'Kleiner Prosa' zwischen Biographismus, Biopolitik und Vitalismus Research Project | 2 Project MembersLead Der Schriftsteller Robert Walser schreibt im Kontext des Ersten Weltkriegs, der zeitgenössischen Massenmedien sowie der aufstrebenden Ökologie eigene Feuilleton- und Zeitschriftenbeiträge zu Prosasammlungen um; seine literarisch-rezyklierende Produktion lotet damit die Bedingungen und Chancen eines Leben-Schreibens der 1910er Jahre aus. Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts Kleine Prosa (1917) stellt die Frage nach der 'Darstellbarkeit' von Leben. Das Projekt geht ihr nach, indem es erstens die in den Massenmedien dominanten Lebensbegriffe analysiert und so in den literarischen Zeitschriften den Biographismus, in der Tagespresse die Biopolitik verortet. Dabei zeigt es, wie Walsers Beiträge in diesen Medien die Problematik der Verwertung reflektieren. Neben der Schreibbarkeit von Leben ist auch die Lebbarkeit dieses Schreibens zu beleuchten: Zweitens wird untersucht, wie die Textproduktion für den Verfasser ökonomische, politische und kulturelle Überlebens-Relevanz erlangt. Die eigenen Bedingungen werden im Vorgang des Umschreibens hin zur Buchpublikation zum Ausgangspunkt eines produktiven Prozesses gemacht, der das Leben als Schreibbares erst gestaltend hervorbringt. Drittens zeigt das Projekt die Verschränkung des Umschreibens mit dem Wiederverwerten. Dabei wird deutlich, wie die in den Zeitungen allgegenwärtigen Aufrufe zum kriegsbedingten Recycling durch die Diskurse der Zeitschriften zum jungen ökologischen Vitalismus ihre theoretische Fundierung erhalten. Für diesen spielt die Sprache des Künstlers die entscheidende Rolle bei der Neugestaltung wertvoller Bezüge zwischen bestehenden Zuständen. Anhand von Textvariantenvergleichen wird konkret gezeigt, welche rhetorisch-poetischen Strategien Walser anwendet, um zuvor in sich verschlossene Lebenskonzeptionen im Sammelband aneinander anschlussfähig zu machen - und damit wiederzuverwerten. In der Reflexion des letzten Teils fragt das Projekt nach dem spezifisch ästhetischen Wert eines zunächst von der Ökologie geleiteten Unterfangens. Wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Kontext Das Projekt verbindet editionswissenschaftliche Einsichten mit kulturwissenschaftlichen Ansätzen und einer ästhetischen Reflexion. Es erweitert die unbequeme Frage nach dem Wert des Lebens unter den Vorzeichen der Biopolitik um eine aktuelle ökologische Dimension.
Valorisierung des Nachlasses von Hans Walter im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern Research Project | 2 Project MembersValorisierung des Nachlasses von Hans Walter im Schweizerischen Literaturarchiv in Bern
"Der späte Nietzsche". Manuskriptedition des Nachlasses 1885-1889 Research Project | 4 Project MembersZiel des seit April 1997 vom Schweizerischen Nationalfonds geförderten deutsch-schweizerischen Projekts "Der späte Nietzsche" ist die kritische Edition von Nietzsches gesamtem handschriftlichen Nachlaß seit "Also sprach Zarathustra" (1885-1889). Ein Editionsteam in Berlin, Weimar und Basel erstellt die druckfertige Vorlage zur Publikation, die innerhalb der Kritischen Gesamtausgabe, Werke (KGW) im Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin-New York, erscheint. Grundlage des Vorhabens stellt das von allen für die KGW Verantwortlichen gutgeheißene und dem SNF bekannte "Editorische Konzept" vom 6. Januar 1994 dar, aktualisiert um die Angaben in den vom SNF jeweils bewilligten Gesuchen von 1994, 1996, 1998, 2000, 2003, 2006 und 2009. Mit der Realisierung des Konzepts wird zum ersten Mal Nietzsches Nachlaß der letzten Schaffensjahre vollständig dokumentiert und editorisch erläutert. Die vorrangige Absicht ist es, den typischen Notatcharakter (Korrekturvorgänge etc.) der Aufzeichnungen nicht, wie seit den ersten Gesamtausgaben des Nietzsche-Archivs (1894ff.) üblich, durch Aufteilung in Vorstufen und Fragmente und durch Konstituierung geglätteter Lesetexte (mit anschließender textphilologischer Apparatierung) zu verunklären. Dies hatte in allzu vielen Fällen einen falsch-eindeutigen Text und die Zerstörung der ursprünglichen Kontexte der Niederschriften zur Folge. Das Konzept stellt also einen neuen, vom Ansatz Mazzino Montinaris, des Initiators und Herausgebers der KGW, verschiedenen Plan dar, kann aber dazu beitragen, nun erstmals wirklich seine Intention einzulösen, den "handschriftliche[n] Nachlaß Nietzsches in seiner authentischen Gestalt bekannt werden" zu lassen. Daher ist diese Manuskriptedition zwar in die KGW integriert, ihr eigenständiger Typus jedoch durch die Errichtung der für die KGW neuen Abteilung IX deutlich gemacht. Bislang sind in KGW IX neun Bände erschienen. In der beantragten Projektphase 2012-2015 sollen die Bände 10 und 11 - mit der Edition der spätesten Arbeitshefte W II 8-10 und der diversen 'späten' Aufzeichnungen aus 'früheren' Heften - fertiggestellt sowie die Arbeit für den Band 12 - mit dem Nachlaßmaterial aus den Mappen Mp XIV-XVI - aufgenommen und vorangebracht werden.
Rettung und Erlösung. Politisches und religiöses Heil in der Moderne Research Project | 1 Project MembersAngesichts der Omnipräsenz in politischen, ökonomischen und ethischen Diskursen der Gegenwart erstaunt, dass die Begriffe "Rettung" und "Erlösung" bisher weder systematisch noch historisch in ihrer fundamentalen Bedeutung für unsere Kultur reflektiert worden sind. In enger interdisziplinärer Zusammenarbeit will dieses von der Literaturwissenschaft ausgehende Projekt erstmals die vielfältigen politischen, sozialen, ethischen, religiösen und literarischen bzw. ästhetischen Verzweigungen und Einsatzfelder einer zentralen und grundlegenden Struktur als Modell und Narrativ der abendländischen Kultur untersuchen. Es können drei Grundmodelle unterschieden werden, die sich ablösen, überlagern und ineinandergreifen: Im älteren, religiösen und politischen Vertragsmodell zwischen Gott (oder Souverän) und dem Volk oder dem Individuum verspricht die souveräne Macht für Gehorsam und Glaube Rettung in der Not des Diesseits und Erlösung von allen Übeln im Jenseits. Neben diesem transzendenten Modell haben die Menschen seit jeher immanente Maßnahmen ergriffen, um sich gegen Gefahren zu wappnen, in Katastrophen zu reagieren und die Folgen zu überwinden. Seitdem im 18. Jahrhundert immer weniger das Heil der Seele, sondern zunehmend das Leben als Substanz im Fokus der Diskurse und Praktiken steht, bilden sich übergreifende Rettungsdispositive heraus. Ein drittes Modell, das von der antiken Philosophie über das Christentum bis in das moderne Therapiewesen reicht, besteht in den intimen spirituellen und körperlichen Praktiken (Riten, Meditationen, Askesen, Therapien, Kunst etc.), mit denen sich Kollektive und Individuen vor Übeln bewahren und Leiden lindern. Die Rettungs- und Erlösungsmodelle sind von einer impliziten Narrativik nicht zu trennen. Die Rede von "Rettung" setzt voraus, dass eine Handlungs- bzw. Ereignisfolge als Geschichte einer Rettung erzählt wird. Der Begriff impliziert stets eine spezifische narrative Struktur, d.h. eine bestimmte variable Anordnung und Verknüpfung von vier Elementen: (1) Wer rettet (2) wen (3) aus welcher Gefahr (4) mit welchen Mitteln? Als Narrativ produziert "Rettung" außerdem notwendig zwei figurale Positionen, Retter und Gerettete, sowie das um die Achse des Lebens rotierende Machtverhältnis zwischen ihnen.
Schreiben und Streichen. zu einem Moment produktiver Negativität in literarischen Schreibprozessen und Textgenesen Research Project | 1 Project MembersDas Projekt befaßt sich mit der Rolle von Streichungen bei der Entstehung von Texten und im Prozeß des Schreibens in der modernen Literatur seit 1800. Es durchquert dabei die ganze Spannweite von den einzelnen materiellen Streichungen, wie sie die Dokumente des literarischen Archiv aufweisen, bis zu den gesamtkulturellen Phänomenen des Vergessen, des Verschwindens, der Tilgung, wie sie in Texten der modernen Literatur seit 1800 zugleich thematisiert und reflektiert werden.