Grundlagen Geologie, Hydrogeologie & Geotechnik für S-Bahn Doppelspurausbau Riehen
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Im Rahmen der Planungsarbeiten «S-Bahn Doppelspurausbau Riehen» erhielt die AUG vom Tiefbauamt des Bau- und Verkehrsdepartements des Kantons Basel-Stadt den Auftrag, die Grundlagen zur Beschreibung der geologischen, hydrogeologischen und geotechnischen Verhältnisse zu erarbeiten.
Die Zusammenstellung dient als Grundlage für eine (1) weitergehende Beurteilung des Baugrundes und (2) Formulierungen von Gefährdungsbildern, die in nachfolgenden Projektierungsphasen anhand von ergänzenden Untersuchungen abgeklärt werden sollen. Wichtig sind zudem eine erste Beurteilung von Fragen bezüglich des Grundwasserfliessregimes sowie eine Diskussion von technischen Risiken während der verschiedenen Bauphasen und beim Betrieb der Verkehrsanlage. Auf Kenntnislücken in den zur Verfügung gestellten Informationen und auf eine allfällige Unvollständigkeit der Daten wird hingewiesen.
Das geplante Bauwerk verläuft in den Lockergesteinen und je nach Tiefenlage auch im Bereich des Felsun-tergrundes. Das Lockergestein gliedert sich entlang Strecke in Deckschichten die aus Feinmaterial (Lehm, Silt, Sand) bestehen und den Niederterrassenschottern die sich durch sandige Kiese und Gerölle aufbauen, welche sich abschnittsweise mit Feinmaterial verzahnen. Der Felsuntergrund besteht aus tertiären Sedimenten (Tüllinger Schichten, Elsässer Molasse und ggf. Meletta Schichten). Die Gesteine des Felsuntergrundes bestehen meist aus Mergel, Ton- und Sandsteinen. Aufgrund der tektonischen Beanspruchung können sie Streckenweise kleinräumig gestört, zerrüttet und verwittert auftreten. Die Lage und Beschaffenheit des Felsuntergrundes ist Abschnittsweise nicht bekannt.
Die regionale Grundwasserfliessrichtung in den Lockergesteinen ist aus dem Wiesetal gegen den Vorfluter Rhein gerichtet. Das Grundwasser zirkuliert hier in den Porengrundwasserleitern der Lockergesteine. Sofern das geplante Tunnelbauwerk im gesättigten Grundwasserbereich zu liegen kommt wird es abschnittsweise die Grundwasserfliessrichtung senkrecht queren. Nach den derzeitigen Informationen über den maximalen gemessenen Grundwasserspiegel wird das Bauwerk auf einer Länge von ca. 650 m im Grundwasser verlaufen. In diesem Bereich, in welchem Schwemmlehmablagerungen und möglicherweise auch Schichtwasser dokumentiert sind, existieren keine kontinuierlichen Messungen des Grundwasserstandes und der Temperatur. Deshalb wurden weitere drei Grundwassermessstellen mit Messsonden ausgestattet, welche im Herbst 2025 eine Neubeurteilung des Grundwasserfliessregimes erlauben werden. Zu evaluieren wäre auch inwiefern die geplanten Bauwerke den natürlichen Grundwasserstrom aus den Hangbereichen und den Schüttungsfächern zum Dinkelberg stören. Um den Grundwasserhaushalt und Ökosysteme, wie zum Beispiel das Reservat im Autal, nicht nachhaltig zu beeinträchtigen, müssen schon bei der Planung solcher Bauwerke adäquate Ersatzmassnahmen, wie zum Beispiel Drainageleitungen, vorgesehen werden.
Kenntnislücken des Grenzbereichs Lockergestein-Fels-Grundwasser erfordern ergänzende Abklärungen (Sondierbohrungen, geophysikalische Messmethoden, etc.) zu folgenden Aspekten: (1) Tiefenlage der Felsoberfläche; (2) Mächtigkeit, Ausbildung und geotechnische Eigenschaften der Verwitterungszonen entlang der Projekttrasse und (3) Lokalisierung von Sandlinsen, Rollkies- bzw. Nagelfluhkörpern innerhalb der Niederterrassenschotter. Die zusätzlichen Informationen würden eine Aktualisierung des geologischen 3D-Teilmodells im Projektperimeter eine Erweiterung bzw. Weiterentwicklung des bestehenden Grundwassermodells für spätere Abklärungen erlauben.
Für spätere Projektphasen wollen wir auch darauf hinweisen, dass grossflächige Eingriffe in den Untergrund, wie z.B. Tunnelbauwerke oder Tiefgaragen, zu nicht zu vernachlässigenden hydraulischen und thermischen Beeinflussungen des Untergrundes führen. Während der hydraulische Einfluss bisher vor allem im Zusammenhang mit dem Grundwasserschutz berücksichtigt wurde, werden bei neuen Projekten zunehmend auch thermische Einflüsse und der Wärmeaustausch mit dem Untergrund betrachtet. Wir sind der Ansicht, dass diese Aspekte frühzeitig berücksichtigt werden sollten, zumal sich der «S-Bahn Doppelspurausbau Riehen» im Zuströmbereich der Trinkwassergewinnung in den Lange Erlen befindet.